Bei den Auerbacher Schulschwestern entscheiden sich junge Frauen immer wieder für ein Leben im Kloster – in einer Zeit, in der viele Ordensgemeinschaften über Nachwuchssorgen klagen. Schwester Maria Anne und Schwester Maria Natalie sind zwei von fünf Novizinnen, die derzeit diesen Weg gehen. Mit ihrem Gelübde verpflichten sie sich zu einem Leben in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Wir haben die beiden besucht und mehr über ihre Entscheidung und den Alltag im Kloster erfahren.
„Ich habe mich in Jesus verliebt“
In etwa einem halben Jahr ist es so weit: Schwester Maria Natalie und Schwester Maria Anne werden bei der sogenannten ersten Profess ihr Gelübde ablegen. Bisher sind die beiden Novizinnen. Das heißt, sie werden mit den Tugenden, Pflichten und Gebeten im Kloster noch vertraut gemacht. Knapp fünf Stunden täglich verbringen sie nur mit dem Gebet. Schon vor ihrem Eintritt in das Kloster waren beide natürlich gläubig, doch im Vergleich zu ihrem früheren Alltag hat sich einiges verändert. Schwester Anne war Grundschullehrerin, Schwester Natalie Augenoptikerin.
Warum entscheidet man sich für solch einen großen Schritt? Schwester Natalie verrät uns, nach ihrer Ausbildung ist sie dem Glauben und Jesus immer näher gekommen. „Dann, könnte man sagen, habe ich mich in Jesus verliebt“. Sie wollte ihm ihr Leben schenken und hat bei den Schulschwestern in Auerbach einen Ort gefunden, an dem sie das tun kann. Schwester Anne ging es ähnlich, auch wenn sie länger mit der Entscheidung gehadert hat. Schon ein Jahr vor ihrem Eintritt war sie zu Besuch im Kloster und entschied sich erstmal dagegen, zu bleiben. Bei ihrem zweiten Besuch war der Beschluss dann aber schnell gefasst.
Ein Tag voller Struktur
Der Alltag der Novizinnen ist geprägt von einer intensiven Verbindung von Glaube und Arbeit. Zum Morgengebet treffen sich die Schwestern schon um 5:15 Uhr. Nach dem Frühstück geht es für viel dann an die Arbeit, entweder im Kloster bei verschiedenen Haushaltsarbeiten oder außerhalb in ihren erlernten Berufen. Als Novizinnen arbeiten Schwester Anne und Schwester Natalie derzeit halbtags – Anne im Kinderhort, Natalie in der Grundschule. Zudem steht die spirituelle und theoretische Ausbildung im Fokus. Bei der täglichen Lesung sitzen die Novizinnen quasi wieder selbst an der Schulbank.
Für Hobbies bleibt wenig Zeit. Beide spielen Instrumente und freuen sich, wenn sie in einer freien Minute mal üben können. Der Alltag als Auerbacher Schulschwester ist anspruchsvoll, aber erfüllt, sagen die beiden. „Es ist eine sehr starke Schule für einen selber“, verrät Schwester Anne. Hier lerne man sich selbst richtig kennen. Die ein oder andere Sache aus ihrem früheren Leben vermissen viele Schwestern natürlich – doch ihr Leben voll und ganz dem Glauben widmen zu können, mache das eindeutig wett.
(sb)