Die Freien Wähler sind auf Landesebene in Bayern mittlerweile fest verankert. Doch die Ambitionen, auch auf Bundesebene mitzumischen, hat die Partei schon lange. Dreimal in Folge sind die Freien Wähler an der 5%-Hürde gescheitert – nun versuchen sie es einmal mehr mit einem neuen Plan: Eine Partei kann die 5%-Hürde umgehen, wenn sie mindestens drei Direktmandate gewinnt. Indra Baier-Müller aus Schwaben, Peter Dreier aus Niederbayern und Parteichef Hubert Aiwanger wurden als Spitzen-Direktkandidaten ausgewählt. Ihnen spricht die Partei besonders gute Chancen zu, ein Direktmandat zu erhalten, und so würden sie den Weg für Listenkandidaten wie den Oberpfälzer Hans Martin Grötsch ebnen.
Grötsch wurde bei der Landesversammlung auf Platz 4 der Bayernliste gewählt. Er möchte vor allem die kommunale finanzielle Entlastung und den Ausbau der Mobilfunkversorgung vorantreiben. Neben ihm haben es drei weitere Oberpfälzer auf die Landesliste geschafft: Regina Seebauer-Sperl aus Regensburg liegt auf Platz 15, Fabian Schmid aus Bodenwöhr erhält Platz 17 und Hubert Schicker aus Waldsassen steht auf Platz 25. Insgesamt umfasst die Liste der Freien Wähler 50 Kandidaten. Trotz dieser großen Zahl ist die Stimmung in der Partei gemischt. Die 5%-Hürde zu knacken, halten einige Mitglieder für unwahrscheinlich. In den bundesweiten Umfragen liegen die Freien Wähler derzeit bei nur 2,2 Prozent. Umso mehr Hoffnung zeigt sich aber für die Direktkandidaten.
Der Doktor für den „kranken Mann Europas“
In Parteichef Hubert Aiwangers Rede wird deutlich, dass sich die Freien Wähler selbst als einzige Partei sehen, die den „kranken Mann Europas“ heilen kann. Für die Bundestagswahl stellen sich die Freien Wähler trotzdem in den Schatten der Union – statt selbst auf eine Mehrheit zu hoffen, zielen sie auf die Position als Koalitionspartner Nummer 1 ab, vor etwa der SPD, den Grünen oder dem BSW. Eine Koalition zwischen Union und den Grünen möchten die Freien Wähler ausdrücklich verhindern.
Die Entscheidung, mit prominenten Direktkandidaten anzutreten, führte kürzlich zu Spannungen mit der CSU. Doch Parteichef Hubert Aiwanger ist zuversichtlich, dass dieser Konflikt den Erfolg der Partei in der Bundestagswahl nicht beeinträchtigen wird. Auch die vorgezogene Wahl sieht Aiwanger positiv: Ein kurzer Wahlkampf schont die Ressourcen der Partei. Schließlich sind es nur noch zwei Monate, bis sich zeigen wird, ob der neue Plan der Freien Wähler aufgehen wird.
(sb)