Ein geplatztes Alibi brachte den Hauptangeklagten im sogenannten Rio-Prozess in Bedrängnis. Ihm wird vorgeworfen, im April 2016 zusammen mit weiteren Personen ein älteres Ehepaar überfallen und ausgeraubt zu haben. Er ließ über seinen Anwalt ausrichten, dass er zum Tatzeitpunkt mit einem Freund in einem Café gesessen zu war. Doch durch die Auswertung der Handy-Daten wurde klar: Der Freund, den er angeblich getroffen hatte, war zu diesem Zeitpunkt auf einem anderen Termin. Für heute hatte der Hauptangeklagte angekündigt, endlich selbst aussagen zu wollen.
Heute sagte er nun: In Wahrheit sei er zum Tatzeitpunkt damit beschäftigt gewesen, Zigaretten zu schmuggeln. Mit dem Raub habe er nichts zu tun, war nur zwei Tage vorher zufällig in Grafenwöhr. Er kenne zwar alle anderen Beschuldigten vom Sehen oder durch andere Geschäfte. Deshalb habe er ihnen auch sein Auto geliehen, dass ihnen dann als Fluchtauto diente.
Er habe so lange geschwiegen, weil er sich selbst nicht belasten wollte. Denn schließlich habe er geschmuggelt und auch das sei eine Straftat. Außerdem habe er niemand anderes mit seiner Aussage belasten wollen. Wenngleich ihn es selbst belaste, dass er als Verbrecher dargestellt wird, obwohl er definitv unschuldig sei. Das mache ihn nervlich fertig.
Tatsächlich verzögerte sich der Prozessbeginn heute um eine Stunde, weil Viktor C. vom Gerichtsarzt untersucht werden musste. Der klagte über Druck auf der Brust und Schwindelgefühl. Der Arzt bescheinigte ihm klinische Gesundheit und führte die Symptome auf psychischen Druck zurück. Der Druck erhöhte sich dann bei seiner Vernehmung. Zweifel machten sich an seiner Aussage laut. Aber Viktor C. blieb bei seiner Version. Er machte eine Aussage, die endlich Klarheit in ein verworrenes Verfahren bringen sollte. Aber das hat das Verfahren jetzt wohl noch komplizierter gemacht hat. (eg)