Matthias ist 31 Jahre alt und hat schon viel erlebt. Von seinen Pflegeeltern wollte er 2005 weg, im Wohnheim fühlte er sich nie zuhause, eine eigene Wohnung hatte er noch nie. Jetzt lebt er in der neuen Notunterkunft Weiden.
Matthias und viele weitere Menschen wohnen schon seit einigen Wochen hier. Eröffnet ist das Ursula-Barrois-Haus aber erst seit heute. Seit 1935 kümmert sich Weiden um Wohnungslose, die Zeit der alten Baracken aus den 1930er Jahren ist aber vorbei.
Die neue Notunterkunft bietet Platz für 44 Obdachlose in 21 Appartements. Schon jetzt ist es gut besetzt, denn die Gefahr, wohnungslos zu werden, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Weil Menschen ihre Mieten oder Nebenkosten nicht mehr decken konnten, mussten in Weiden im Vorjahr 24 Wohnungen zwangsgeräumt werden – fast doppelt so viele wie noch 2022. Aktuell sind 33 Menschen in Weiden obdachlos – 30 Männer und drei Frauen, 75 Prozent davon Deutsche und viele, die zwischen 18 und 30 Jahre alt sind – ein besorgniserregender Trend.
17 Obdachlose haben 2023 eigene Unterkunft gefunden
Menschen werden also aus vielerlei Gründen obdachlos. Manche saßen in Haft, waren drogensüchtig oder haben sich von ihren Partnern getrennt. Manche sind aus Kriegsländern, dem Elternhaus oder dem Wohnheim geflohen, andere können die Miete nicht bezahlen – nicht selten, obwohl sie arbeiten.
Das Bürgergeld helfe diesen Menschen, sagt Evi Fink. Die Stadt Weiden unterstützt sie auch, wieder Fuß zu fassen. Die meisten haben eine Verweildauer in der Notunterkunft von rund 20 Monaten. Allein letztes Jahr haben 17 Menschen wieder eine eigene Unterkunft gefunden.
Wohnungslosen zu helfen, ist eine Pflichtaufgabe für Städte wie Weiden. Aber eine kostspielige. Fast fünf Millionen Euro hat der Bau der Notunterkunft gekostet, Förderungen gab es keine.
Die Bewohner müssen eine Nutzungsgebühr von fünf Euro pro Nacht bezahlen. Dieser Preis wird in Kürze sogar noch steigen. Immerhin: Kinder müssen derzeit nicht in der Unterkunft leben – obwohl deutschlandweit fast ein Drittel der Wohnungslosen noch keine 18 Jahre alt sind…
(mz)