Mehr als 80 Prozent der Deutschen nutzen laut dem Bundesministerium für Verkehr ein Fahrrad. Etwa 55 Prozent halten es für ein unverzichtbares Verkehrsmittel. Gerade im ländlichen Raum ist ein Fahrrad wichtig, um mobil und nicht auf Bus und Bahn angewiesen zu sein. Während wir in Deutschland bereits im Normalfall im Kindesalter das Fahrrad fahren lernen, ist es in anderen Ländern nicht üblich. Mancherorts ist es Frauen sogar verboten. Um Migrantinnen das Fahrrad fahren beizubringen, bietet der Jugendmigrationsdienst Schwandorf mit dem Träger, der katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg jetzt einen Fahrradkurs an.
Radeln für mehr Freiheiten
Auf einem Übungsplatz bei Schwandorf treffen sich die Frauen, um Fahrradfahren zu lernen. Die Idee stammt von Praktikantin Sophie Albrecht. Sie wollte ein Projekt ins Leben rufen, dass den Klientinnen hilft. Viele der Frauen seien sehr immobil, da in Schwandorf und Umgebung sehr wenig Busse fahren. Damit die Frauen nicht mehr auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind und selbstbestimmt von A nach B kommen, lernen sie jetzt vier Wochen lang das Fahrrad fahren.
Während manche noch etwas wackelig unterwegs sind und Hilfestellung benötigen, fahren andere Frauen bereits sehr sicher. Heute sollen die Frauen üben, den Lenker mit einer Hand loszulassen, um ein Handzeichen zu geben. Denn am Ende des Kurses sollen die Frauen nicht nur Fahrradfahren können, sondern auch die Verkehrsregeln kennen, damit sie sicher auf den Straßen fahren können, erklärt Sophie Albrecht.
Das Projekt kommt gut an: Die Frauen freuen sich darauf, gemeinsam Fahrrad fahren zu lernen und sich austauschen zu können. Die Entscheidung, den Kurs nur für Frauen anzubieten, sei bewusst getroffen worden, erklärt Uschi Maxim vom Jugendmigrationsdienst. Denn wenn die Frauen unter sich sind, würden sie sich wohler fühlen und sich nicht schämen, wenn eine nicht so geschickt ist beim Fahrradfahren wie die andere.
Kurs wird mit Verkehrserziehung abgeschlossen
In den kommenden Wochen üben die Frauen weiter auf dem Übungsplatz. Dann werden sie in Verkehrserziehung unterrichtet. Dann üben sie Verkehrszeichen sowie Verkehrsregeln. Der Kurs wird mit einem Sicherheitskurs für die Straße von einer Verkehrspolizistin abgeschlossen.
Beim Abschlusstreffen erhält dann jede Teilnehmerin ein eigenes Fahrrad und eine Teilnahmebestätigung – quasi den Fahrradführerschein. Das wichtigste ist aber, dass sie am Ende des Kurses auch sicher auf Schwandorfs Straßen radeln.
Dafür benötigen die Frauen aber noch Helme, Schlösser und Klingeln. Wer noch gut erhaltenes Fahrradzubehör zuhause hat und nicht mehr braucht, kann sich gerne beim Jugendmigrationsdienst Schwandorf melden. Auch Fahrräder können gerne gespendet werden.
Telefon: 09431/75 40 909
Mail: u.maxim@jmd.kjf-regensburg.de
(lw)