Können Sie sich einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ganz ohne Musik vorstellen? „Last Christmas“ sorgt bei jedem Weihnachtsmarkt für den letzten Schliff – bei den Veranstaltern jetzt aber auch für leere Geldbeutel. Der ein oder andere Weihnachtsmarkt bei uns in der Gegend muss sogar schon an Musik einsparen.
Der Hintergrund: Urheberrechts-Gebühren. Für manche Märkte sind die seit 2019 um das 10-fache gestiegen, und stellen die Betreiber jetzt vor große Herausforderungen. Einer von ihnen findet sich in Schwandorf. Der alljährige Weihnachtsmarkt wird dort nach wie vor festliche Musik bieten, allerdings nicht so lange wie üblich. Das würde schlichtweg das Budget sprengen.
Vor allem Live-Musik auf den Weihnachtsmärkten wird besonders hart getroffen. Die ist schon ohne zusätzliche Gebühren teuer – und damit das erste, das wegfällt, wenn das Budget nicht mehr ausreicht. In Amberg wird deshalb der Auftritt von Schlagerstar Nicki kurzerhand abgesagt. Der Weihnachtsmarkt muss damit ohne typisches Highlight-Konzert auskommen.
GEMA bittet zur Kasse
Hinter den Problem-Gebühren steckt die die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte – kurz GEMA. Sie verlangt Geld für das öffentliche Spielen von Musik. So setzt sie sich für die Urheberrechte der Künstler ein, und will sicherstellen, dass die nicht leer ausgehen, wenn ihre Musik vor großem Publikum gespielt wird.
Zahlen mussten die Marktbetreiber die Gebühren schon immer, nur eben nicht so viel. Die Kostenerhöhung hat aber ihre Gründe. Wie in Amberg hat sich im Vergleich zu den Vorjahren die offizielle Fläche vieler Weihnachtsmärkte deutlich vergrößert. Der Vorwurf der GEMA: Die Marktbetreiber hätten die Flächen ihrer Weihnachtsmärkte bisher einfach zu klein angegeben. Nach Eigenangaben habe die GEMA jetzt nachgemessen, und die Gebühren entsprechend angepasst.
„Nach der Coronapandemie, in der aufgrund behördlicher Schließungen keine Stadtfeste und Weihnachtsmärkte stattfinden konnten, haben wir begonnen, die Flächen über Tools wie „Planimeter“ und „Google Maps“ zu messen. Wir haben dabei deutliche Diskrepanzen festgestellt. Schon aufgrund der Gleichbehandlung aller Kundinnen und Kunden haben wir diese Diskrepanz bei der Berechnung der Lizenzhöhe berücksichtigt. Daher ist es in Einzelfällen zu solchen Steigerungen der Lizenzkosten gekommen.“
Stellungnahme GEMA
Zufrieden zeigt sich mit den Kostensteigerungen kaum ein Marktbetreiber. Völlig ohne Musik wird deshalb aber vermutlich auch keiner ausgehen. Einschnitte, so wie in Amberg und Schwandorf, gibt es vielerorts. Ob sich die Weihnachtsstimmung dadurch kippen lässt, das wird sich aber erst zeigen müssen.
(sb)