Kündigung der Mietverträge, Zutrittsverbot und Räumung der Stellplätze. Gegen die plötzliche Schließung des Campingplatzes in Perschen setzen sich nun die Camper zur Wehr.
Der Campingplatz in Perschen bei Nabburg: Er ist die zweite Heimat von rund 400 Campern – aber wohl nicht mehr lange. Anfang Dezember erhielten alle Camper vom Zweckverband Freizeit- und Erholungszentrum Perschen ein Schreiben – mit folgendem Inhalt:
Die Mietverträge über die Stellplätze werden zum Ablauf des 31.03.2021 gekündigt. Weiterhin wird mit sofortiger Wirkung der Zutritt auf das Gelände auf Grund erheblicher Sicherheitsmängel untersagt. Sie dürfen ab sofort nicht mehr übernachten, campen oder sich zum Zwecke der Erholung dort aufhalten. Es darf lediglich eine Begehung für Zwecke des Rückbaus erfolgen.
Für die Camper war dieses Schreiben ein großer Schock. Viel Geld sei teilweise von den Campern in die Stellplätze investiert worden. Zudem sei jahrelang die Rede von einer abschnittsweisen, also einer Schritt für Schritt Sanierung – ohne Kündigung der Stellplätze – die Rede gewesen. Die Camper bestreiten auch nicht, dass Mängel bestehen. Diese seien definitiv vorhanden, so Norman Müller als Sprecher der Camper.
Dr. Helmut Ertl, von 2014 bis 2020 Zweckverbandsmitglied und seit 25 Jahren Mitglied im Stadtrat, sei ebenfalls schockiert über dieses – Zitat: „brachiale Vorgehen“. Deswegen setzt er sich auch gerne und intensiv für die Camper ein.
Was auch Verwunderung bei Dr. Helmut Ertl und den Campern auslöst: Im November wurden auch noch neue Mietverträge abgeschlossen. Bürgermeister Frank Zeitler, zugleich auch Zweckverbandsvorsitzender, äußerte sich hierzu auf OTV-Anfrage folgendermaßen:
Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung der Stellplatzmietverträge lag noch kein Zweckverbandbeschluss über die Schließung des Areals vor. Bis zu dieser Beschlussfassung wurden noch ein paar Verträge geschlossen, allerdings mit zeitlicher Beschränkung der Mietdauer.
Die Camper jedenfalls setzen sich zur Wehr – mit mehreren Maßnahmen. So wurde bereits am 13. Januar die Petition „Erhalt unseres Campingplatzes in Perschen“ ins Leben gerufen. Mehr als 1.000 Unterstützende konnten die Camper Stand jetzt für sich gewinnen. Noch weitere fünf Wochen soll die Petition laufen.
Frank Zeitlers Reaktion auf die Petition:
Zum Schutze und zum Wohl der Camper ist eine Schließung unumgänglich. An der bestehenden IST-Situation kann auch eine Petition nichts ändern.
Auch kurz vor der gestrigen Stadtratssitzung versammelten sich einige der Camper vor der Nordgauhalle – um ein weiteres Zeichen zu setzen. Norman Müller verteilte zudem Flyer mit Informationen zur plötzlichen Schließung des Campingplatzes. Später am Abend in der Stadtratssitzung meldete sich dann Dr. Helmut Ertl – das Wort direkt an Bürgermeister Frank Zeitler gerichtet. Es müsse eine gemeinsame Lösung gefunden werden, deswegen sei es auch an der Zeit, endlich ein gemeinsames Gespräch mit den Campern zu suchen. Zudem betonte Ertl, dass eine Schritt für Schritt Sanierung definitiv umsetzbar sei. Ein Premiumcampingplatz mit weniger Stellplätzen – was auch schon als mögliche Alternative thematisiert wurde – könne doch nicht die Lösung sein.
Eine hitzige und emotionale Diskussion entbrannte daraufhin im Saal. Und Bürgermeister Zeitler betonte weiterhin, dass seine Entscheidung definitiv feststehe. Daran ließe sich nichts mehr ändern. Weder eine Petition noch sonstige Maßnahmen.
Die anwesenden Camper jedenfalls hatten sich mehr von diesem Abend erhofft.
Für sie sei das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. Das betonte Norman Müller auf OTV-Nachfrage. Denn ihre Wahlheimat würden sie so schnell nicht aufgeben. Jetzt stehe auf ihrer Agenda, ein Bürgerbegehren zu starten.
(cg)