Der Widerstand gegen die Gleichstromtrasse SüdOstLink wird fortgesetzt. Beim gestrigen Infoabend der Bürgerinitiative „NEW / WEN für eine dezentrale Energiewende“ war die Neustädter Stadthalle bis auf den letzten Platz besetzt: Sogar Trassengegner aus Franken waren angereist.
Schwerpunkt des Abends war ein Gutachten von Wirtschaftswissenschaftler Professor Lorenz Jarass. Er hat untersucht, welche Leitungen im deutschen Netzentwicklungsplan vorgesehen und ob diese erforderlich sind. Sein Hauptkritikpunkt: Die Kosten des Netzausbaus blieben in der Planung unberücksichtigt. Der Netzentwicklungsplan sehe bis 2035 95 Mrd. Euro vor. Dass diese Kosten nicht bei der Planung einbezogen werden, sei nicht verständlich.
Große Trassen aus dem Norden würden der Region eher schaden: Sie behinderten den Ausbau dezentraler Energieversorgung in Bayern, weil der aus dem Norden transportierte Strom günstiger sei, so Professor Jarass. Und um die Stromversorgung in Bayern zu gewährleisten, werde der SüdOstLink auf keinen Fall benötigt. Dafür genüge es, die Leitungen in deutlich geringerem Maße auszubauen.
Stattdessen plädiert Professor Jarass für eine Alternative: Die Leistungsüberschüsse, die es im Norden gibt, sollten per Elektrolyse verarbeitet werden: Dabei wird die Energie in Wasserstoff oder Methan umgewandelt und kann in dieser Form lange gespeichert werden. Würde dieses sogenannte Power2Gas-Verfahren an der Nord- und Ostseeküste eingerichtet, wäre das im Vergleich zu SüdLink und SüdOstLink etwa 9 Mrd. Euro günstiger.
Auch die rechtliche Situation der betroffenen Gemeinden war Thema. Rechtsanwalt Wolfang Baumann vertritt den klagenden Landkreis Wunsiedel und erläuterte: Durch den festgelegten Trassenverlauf bestehe eine Veränderungssperre. Dadurch seien Gemeinden in ihrer Planungshoheit und damit in ihren Rechten eingeschränkt. Deswegen habe sein Büro beim Bundesverwaltungsgericht Klage eingereicht. Der Rechtsanwalt zeigte sich optimistisch, dass damit zumindest eine Verzögerung des Vorhabens SüdOstLink erreicht werden kann. Die Landkreise Tirschenreuth sowie Neustadt an der Waldnaab haben es bereits in Aussicht gestellt, ebenfalls Klage einzureichen. (az)