Corona schlägt nun auch in Teilen des Handwerks voll zu. Der Geschäftsklima-Index für das ostbayerische Handwerk ist seit über zehn Jahren erstmals in einen negativen Bereich gerutscht. Im abgelaufenen 4. Quartal 2020 haben sich die Geschäftslage und die Zukunftserwartungen vieler ostbayerischer Handwerksbetriebe im Vergleich zum Vorquartal verschlechtert, wie aus dem aktuellen Konjunkturbericht der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz hervorgeht.
„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen die Betriebe im Handwerk erheblich. Im Moment ist die Geschäftslage ähnlich schlecht wie nach Ausbruch der Krise im vergangenen Frühjahr“, bilanziert Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, die Auswertung. Durch verschärfte und verlängerte Maßnahmen und dem Ausbleiben von Aufträgen und Kunden seien inzwischen weite Teile des Handwerks betroffen. „In allen sieben Handwerksgruppen wird das Geschäftsklima zunehmend, zum Teil sogar deutlich, schlechter“, sagt Kilger.
Fehlende Kunden und Aufträge hinterlassen Spuren
Die gegenwärtig schlechte Lage der Betriebe spiegelt sich vor allem im Bereich der Auftragseingänge wider: 40 Prozent der Betriebe haben Auftragseinbußen und 34 Prozent Umsatzrückgänge hinnehmen müssen. Außerdem hat rund ein Fünftel der Betriebe angegeben, nicht einmal zur Hälfte ausgelastet zu sein. Einen positiven Einfluss auf die konjunkturelle Gesamtsituation im Handwerk hat vor allem der Baubereich, der sich, mit saisonüblichen Rückgängen, relativ stabil zeigt. In den unmittelbar von den Schließungen betroffenen Bereichen, vor allem in den Handwerken für den privaten Bereich, aber auch im Kraftfahrzeuggewerbe, sind die Auswirkungen massiv.
Zukunftserwartungen sinken auf neuen Tiefpunkt
Laut Umfrage sind die Erwartungen der Betriebe an die kommenden drei Monate auf einen neuen Tiefpunkt gesunken, was sich deutlich zum vergangenen Pandemie-Jahr unterscheidet. Damals herrschte noch ein optimistischerer Blick in die Zukunft vor. „Bereits jeder dritte Handwerksbetrieb geht heute von einer weiteren Verschlechterung seiner Geschäftssituation aus, im Kfz-Bereich jeder zweite und in den Handwerken für den privaten Bedarf sogar zwei von drei Betrieben“, sagt Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer. Wie die Gesamtwirtschaft brauche das Handwerk deshalb Perspektiven und neue Aufträge für das Geschäftsjahr 2021. „Gleichzeitig sind die Betriebe aufgrund der gegenwärtigen Lage dringender denn je auf schnelle, unbürokratische und zuverlässige Staatshilfen angewiesen, deren Auszahlung jetzt rasch erfolgen muss“, so Haber.
(Bild: Symbolbild)
(vl)