Tonnenschwer, millionenteuer und ausgestattet mit einer Klangvielfalt, die die größten Kirchen erfüllen kann: Die Orgel wird aus gutem Grund als „Mutter aller Instrumente“ bezeichnet. Auch die Orgel der Amberger St. Martinskirche kann sich sehen lassen. Sie hat schon hunderte Gottesdienste musikalisch untermalt – aber in letzter Zeit nur noch mit großer Schwierigkeit.
Krumme Pfeifen, schwergängige Gestänge und Materialschwäche sorgen für große Probleme. Kurzum: Die 55-Jahre alte Orgel der St. Martinskirche ist marode. Die Mängel wirken sich auf die Stimmung, die Klangvielfalt und letztendlich auch auf die Spielbarkeit der Orgel aus. Die Tasten lassen sich unterschiedlich leicht drücken. Einige geben gar keine Töne mehr von sich – ein Albtraum für jeden Organisten. Orgelspieler Bernhard Müllers kennt seine Orgel zum Glück in- und auswendig. Die Mängel kann er momentan noch geschickt umgehen, aber sie werden immer schlimmer und sitzen tief.
Sanierungsbedarf
An einer vollständigen Sanierung oder sogar einem Neubau führt kein Weg vorbei. Das ist schon länger bekannt. Bereits 2010 hatte ein Sachverständiger die Mängel erkannt – und Sanierungskosten auf rund 750.000 Euro geschätzt.
2011 wurde deshalb der Verein „Projekt Orgel St. Martin Amberg“ gegründet – mit dem Ziel, die Finanzierung der Sanierung sicherzustellen. Dank Benefizkonzerten und 225 Vereinsmitgliedern liegen auf dem Spendenkonto mittlerweile mehr als 400.000 Euro. Für die geplante Sanierung reicht das nicht, aber die könnte ohnehin frühestens in 12 Jahren beginnen, wenn die Innensanierung der Kirche abgeschlossen ist. Bis dahin könnte die Orgel vielleicht schon gar nicht mehr spielbar sein.
Eine Zwischenlösung muss her
Eine sogenannte Chororgel ist geplant: eine kleinere Orgel, die die Große nicht nur zeitweise ersetzen könnte, sondern auch ihren eigenen Vorteil mitbringen würde. Direkt in der Mitte der Kirche könne sie den Chor besser begleiten. In gewisser Weise wäre sie also eine Aufwertung gegenüber der großen Orgel. Auf der Empore der Südseite der Kirche soll sie schon in ein paar Jahren stehen, falls die Diözese das Vorhaben genehmigt. Zukünftig könnte sie dann mit der großen Orgel verbunden werden, damit beide gleichzeitig gespielt werden können.
Eine Orgel zum Mitmachen
Schon jetzt hat die Kirche allerdings eine noch kleinere Orgel. Eine „Mitmachorgel“ aus den Niederlanden wird seit ein paar Monaten eingesetzt, um Schulen und andere Einrichtungen zu besuchen. Sie besteht aus Holz und kann für den Transport einfach zerlegt und wiederaufgebaut werden. Ihre Funktion ist allerdings identisch mit den großen Orgeln. So will die Kirche die Begeisterung für Orgelmusik bei der nächsten Generation wecken. Und auch fürs Spenden sammeln ist so eine kleine Demo ganz praktisch. Aber beim Klang, da hat die große Orgel dann doch noch einen kleinen Vorteil.
(sb)