Am Schönseer Eulenberg kennt man sie gut – die Pascher. Organisierte Schmuggler, die genau wussten, wie man über die Bayerisch-Böhmische Grenze hinweg Geschäfte macht.
Das Paschen ist fest verankert in der Geschichte dieser Region. Das gilt mittlerweile fast auch für das dazugehörige Freilichtspiel am Eulenberg. Zum 16. Jahr in Folge führt Birgit Höcherl als Spielleiterin nun schon das Stück „Pascher – Die Nacht der langen Schatten“ auf.
Dessen Geschichte handelt nicht nur vom Grenzschmuggel, sondern auch von Liebe und Verrat, von Selbsterforschung und Völkerversöhnung.
Der alte Eigenbrötler Franz nimmt sich zögerlich dem Anliegen der jungen Tschechin Lucy an, die mehr über ihre Vorfahren herausfinden will. Zu ihm gekommen ist sie nur mit einem Namen: Wanka. Doch als der fällt, beginnt die Reise in die 20er Jahre. Eine Zeit, in der die Grenze noch ganz anders ausgesehen hat. Die berüchtigte Baldowerin Wanka hat sich die zu ihrem Revier gemacht.
Die Baldower, oder Baldowerinnen, waren damals die Drahtzieher des Paschens. Aber der Erfolg der Nacht- und Nebelaktionen hing ebenso an jedem Pascher selbst. Deren Rollen authentisch zu verkörpern, ist den Darstellern wichtig. Denn für sie sind die Pascher nicht nur Figuren aus längst vergangenen Geschichten – oft sind sie Familie. Auf so eine Rolle bereitet man sich also vor, indem man Geschichte lebt, erzählt uns einer der Darsteller, Herbert Spichtinger. Seine Mutter sei früher selbst zum Paschen gegangen. Das Thema wurde ihm also sozusagen in die Wiege gelegt.
Echte Geschichte, echte Geschichten
In den ersten Jahren des Stückes haben auch selbst noch waschechte Pascher mitgespielt. Es ist also wesentlich mehr als nur der Ort, der die Aufführung am Eulenberg mit dem Paschen verbindet. In dessen Handlung sind mehr echte Geschichten eingeflossen, als man auf den ersten Blick sieht.
Spielleiterin Birgit Höcherl berichtet von ihrem Großvater, der nach seinem Tod mit etwas Heimaterde aus dem damaligen Sudetenland begraben werden wollte. Im Stück erkennt man diese Geschichte beim alten Franz wieder, der sich an die Beerdigung seines Vaters erinnert.
Solche Details verleihen dem Stück Emotionen und Authentizität, die beim Zuschauer ankommen. Nicht umsonst waren die rund 500 Plätze im Theater also restlos vergeben. „Pascher – Die Nacht der langen Schatten“ ist eine Erfolgsgeschichte, die sicherlich auch nächstes Jahr wieder an den Eulenberg zurückkehrt.
(sb)