Die Zuschauerplätze im zweiten Geschoss der Buchhandlung Rupprecht sind voll, das Interesse am Vortrag von Stephan Bierling riesig. Der Politikwissenschaftler an der Uni Regensburg ist einer der besten Kenner der US-Politikszene. Und die Präsidentschaftswahlen morgen könnten wegweisend sein – auch für die Oberpfalz.
Denn: Ein Sieg von Donald Trump könnte auch hierzulande demokratiefeindliche Parteien wie die AfD stärken. Bierlings Kernaussge: Trump tritt die Demokratie mit Füßen, weil er Niederlagen nicht akzeptiere – wie der Sturm auf das Capitol nach der vergangenen Wahlniederlage zeige.
Geopolitisch schwierige Lage für Deutschland
Ein Wahlsieg Trumps könnte aber auch ein lokales Thema für unsere Region wieder auf die Agenda bringen. Während seiner letzten Amtszeit wollte er den Truppenübungsplatz Grafenwöhr schließen. Was wirtschaftliche Konsequenzen hätte, weil der Truppenübungsplatz 600 Millionen Euro jährlichen Konsum und mehr als 3000 Arbeitsplätze generiert. Von der Absicherung der NATO-Ostflanke in Zeiten des Kriegs ganz zu Schweigen. Trump könnte das Thema als Erpressung benutzen, glaubt Bierling. An eine Schließung glaubt er aufgrund der Milliardeninvestitionen für den Ausbau aber nicht.
Auch wirtschaftlich droht Deutschland durch einen Trump-Sieg ein Rückschlag – weil er auf Abschottung, Zölle und Protektionismus setzt. Generell sieht Bierling auf Deutschland geopolitisch schwere Zeiten zukommen. Auch unter Kamala Harris, warnt Bierling, werde sich die USA mehr dem Asien-Pazifik-Raum zuwenden, weniger Europa.
Viele seiner Thesen hat Bierling in seinem neuen Buch „Die Unvereinigten Staaten“ veröffentlicht. Darin geht er auch detailliert darauf ein, wie es zu der massiven Spaltung in der Gesellschaft der USA kommen konnte. Eine Spaltung, die sich morgen verschärfen könnte.
(mz)