Die Fahrausbildung ist fester Bestandteil bei der Ausbildung der bayerischen Bereitschaftspolizei. Denn im Ernstfall müssen die Beamten unter Zeitdruck und mit erhöhter Geschwindigkeit sicher am Einsatzort ankommen. Um das zu üben, werden die Nachwuchspolizisten bei der Bereitschaftspolizei in Sulzbach-Rosenberg mithilfe von zwei Übungssimulatoren geschult.
Einsatzfahrten mit dem Fahrsimulator
Mithilfe eines Fahrsimulators können Einsatzfahrten nachgestellt werden – mit Blaulicht und Martinshorn. Dabei können verschiedene Szenarien durchgespielt werden. Die Technik mit dem Fahrsimulator übt die Bereitschaftspolizei in Sulzbach-Rosenberg bereits seit 2001. Im vergangenen Jahr wurde dann ein moderneres Modell angeschafft. Mittlerweile können sogar verschiedene Einsatzszenarien realitätsnah nachgestellt werden.
Wir führen das Training im Stadtgebiet durch, auf der Landstraße und auf der Autobahn. Das sind die drei Hauptstraßenteile, die dann natürlich auch in der Realität vorkommen und diese Szenarien werden dann dementsprechend durchfahren. Wir können die Wetterverhältnisse ändern: Regen, Nebel, Schneefall. Die Fahrbahnglätte kann verändert werden. Also man hat da sämtliche Parameter, die man auch im richtigen Leben und im Straßenverkehr hat, die können wir dementsprechend auch hier simulieren.
Stefan Kunisch, Polizeihauptkomissar Bereitschaftspolizei Sulzbach-Rosenberg
Die Übungsfahrten werden vom Ausbilder und den restlichen Polizeischülern im Kontrollraum beobachtet. Während der Fahrt geben die Kollegen auch Hinweise und Anweisungen. Außerdem kann auch in die Übungsfahrt eingegriffen werden, indem beispielsweise die Verkehrslast verändert wird. Nach der Übungsfahrt folgt die Nachbesprechung, um die jungen Polizisten auf Fehler hinzuweisen. Die häufigsten Fehler seien zu hohe Geschwindigkeit in Gefahrensituationen, zu wenig Bremsbereitschaft und zu wenig Abstand.
Damit die Polizeischüler in Zukunft auf solche Dinge achten, ist die Fahrt mit dem Simulator eine gute Übung.
Die Bereitschaftspolizei in Sulzbach-Rosenberg ist neben Dachau bayernweit die einzige Ausbildungsstelle, die über eine solche Technik verfügt. Deshalb werden dort jährlich viele junge Polizisten aus Nordbayern im Bereich der Fahrausbildung geschult.
Selbst- und Fremdrettung aus dem Überschlagssimulator
Seit März 2020 ist bei der Bereitschaftspolizei in Bayern auch die Schulung an einem Rettungssimulator Bestandteil der Fahrausbildung. Die Anschaffung hat rund 65.000 Euro gekostet. Im Rettungssimulator lernen die Polizeischüler Selbst- und Fremdrettung aus einer „Überkopf“-Lage – beispielsweise nach einem Verkehrsunfall, bei dem sich das Auto mehrmals überschlagen hat. Denn oftmals seien die Polizisten die ersten an der Unfallstelle. Um sich selbst und andere aus der „Überkopf“-Lage befreien zu können, kommt es auf die richtige Technik an. Bevor der Anschnallgurt geöffnet wird, sollte man sich selbst abstützen und in den Sitz rein drücken, damit man beim abschnallen nicht runterfällt. Danach kann man sich langsam raus rollen. Das wichtigste: Ruhe bewahren.
Als kleine Lernstunde wird das Auto bei der Schulung auch mit Tennis- und Softbällen befüllt, bevor es sich einige Male dreht. Die Bälle sollen lose Gegenstände wie Schlüssel oder Handy simulieren. Denn wenn sich das Auto überschlägt, fliegen solche Dinge wild umher und können zur Gefahr für die Insassen werden.
Aktuell befinden sich etwa 1.300 junge Menschen bei der Bereitschaftspolizei in Sulzbach-Rosenberg in Ausbildung. Für alle ist die Fahrausbildung fester Bestandteil, damit sie in Zukunft unter Zeitdruck sicher zum Einsatzort kommen.
(lw)