1250 Euro: Das war 2022 in Deutschland die Armutsgrenze. Wer als alleinlebender Mensch pro Monat weniger Geld als diese 1250 Euro zur Verfügung hatte, galt als armutsgefährdet. Im Alltag bedeutet das: Diese Menschen können kaum oder gar nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – denn das Geld reicht gerade so für die Grundbedürfnisse. Drei junge Weidener wollen das Thema Armut stärker in den Fokus rücken und haben dafür ein Musikvideo gedreht.
„Thema Armut in die Mitte der Gesellschaft holen“
„Armut ist Frust“ – so der Titel dieses Rap-Songs – geschrieben und produziert von Benjamin Kahnes, Michael Kutscher und Valera Westfal aus Weiden. Den Text hat Benjamin Kahnes geschrieben, der seit zehn Jahren als Jugendsozialarbeiter mit Familien aus prekären Verhältnissen zusammenarbeitet. „Die Idee des Songs war, dass man junge Menschen mit dem Medium Hip-Hop bzw Rap für das Thema Armut sensibilisiert und Vorurteile gegenüber Sozialhilfe-Empfängern abbaut“, erzählt Kahnes. „Wir wollen das Thema in die Mitte der Gesellschaft holen und sichtbar machen“, ergänzt Michael Kutscher, der das Video zum Song gedreht hat.
Armut auch in Deutschland präsent
Rund jeder sechste Deutsche war 2021 von Armut betroffen, so der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband. Besonders betroffen: Alleinerziehende und Familien mit mehr als drei Kindern, Menschen mit Migrationshintergrund oder Rentner. Auch rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen leben in Deutschland in Armut. Um das Problem greifbar zu machen, kommen im Video auch Menschen auf den Straßen Weidens zu Wort. „Mit bleiben 300 Euro im Monat“, erzählt zum Beispiel eine Frau vor der Kamera. „Nach zwei Wochen habe ich nichts mehr zum Essen.“
Probleme werden bei der Tafel sichtbar
Das Thema Armut und alle damit zusammenhängenden Problematiken kennt auch Josef Gebhardt von der Tafel nur zu gut – er hat täglich damit zu tun. „Wohnungsproblematiken, Kinderbetreuung, Alterspflegeplätze. Mit all diesen Problemen kommen die Leute zu uns. Wir könnten eigentlich eine Sozialpädagogen-Stelle einrichten für all die Anliegen der Menschen“, erzählt Gebhardt. „Hier prallt alles auf bei uns.“
Spendenaufruf für die Tafel
Im Video wird auch zu Spenden für die Tafel aufgerufen. Innerhalb kurzer Zeit kamen bereits 250 Euro bei der Tafel Weiden Neustadt an. Die Resonanz auf das Video war groß: Mehr als 26.000 mal wurde es schon auf Youtube geklickt. Mehr als 400 Menschen haben kommentiert. „Ich war selbst überrascht, wie viele Nachrichten und Kommentare wir bekommen haben.“, freut sich Benjamin Kahnes.
Bereits weitere Projekte in Planung
Nun haben die drei Macher von „Armut ist Frust“ bereits das nächste Projekt im Sinn: Sie wollen große Plakatwände in Weiden aufstellen, auf denen Botschaften aus dem Video zu sehen sind. Auch eine Diskussionsrunde mit Betroffenen und Experten können sie sich vorstellen. Sie wollen auf jeden Fall weiter machen in ihrer Mission, auf das Problem Armut aufmerksam zu machen.
Das Video „Armut ist Frust“ finden Sie hier.
Infos zu Spenden an die Tafel Weiden-Neustadt finden Sie hier.
(az)