Mindestens 30.000 Menschen sind im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet worden. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die verbliebenen Häftlinge auf Todesmärsche geschickt. Etwa 1.500 Menschen, die zu alt oder zu schwach waren, sind zum Sterben zurückgelassen worden.
Die sind vor 77 Jahren von der US-Armee befreit worden. Daran wurde auch gestern wieder in der Gedenkstätte gedacht – gemeinsam mit sechs Überlebenden. Darunter Josef Salomonovic. Das Erinnern bereite Schmerzen. Er schildert, dass vor allem die Nächte am schlimmsten seien. Wenn das Erlebte durch Gedenkveranstaltungen, Interviews oder Ähnliches wieder aufgerissen wird, arbeitet das nachts im Unterbewusstsein weiter – trotzdem stellt er sich dieser Aufgabe regelmäßig.
Salomonovic wurde als dreijähriger Junge verschleppt. Er war in acht Konzentrationslagern und musste dabei auch mit ansehen, wie sein Vater ermordet wurde.
Russische Vertreter ausgeladen
Den Opfern des Konzentrationslagers haben der Gedenkstättenleiter von Flossenbürg Jörg Skriebeleit, Karl Freller, der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und die Staatsministerin für Kultur, Claudia Roth in ihren Reden gedacht sowie rund 500 anwesende Gäste bei den Kranzniederlegungen mit anschließender Schweigeminute.
Der Gedenktag stand außerdem unter dem Zeichen des Angriffskriegs auf die Ukraine. Man hat es laut Gedenkstättenleiter für eine Zumutung für Ukrainer gehalten, wenn Vertreter des russischen Staates gekommen wären. Aus diesem Grund sind sie offiziell ausgeladen worden. Angehörige russischer und belarussischer Opfer des NS-Regimes waren ausdrücklich willkommen.
Beim Gedenkakt hat man laut Skriebeleit eine Botschaft gesendet für Toleranz und dafür, dass das Mantra des „Nie wieder“ auch für Angriffskriege gelte.
(tw)