Es war von Anfang April bis Ende Juli 2018 noch nie so warm. Zumindest nicht seit Beginn der Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes im Jahr 1881. Der Sommer 2018 brach damit den Rekord – und brachte die Oberpfälzer Landwirte ordentlich ins Schwitzen. Denn es war zu heiß und zu trocken für viele Wiesen und Felder. Und auch zu diesem Jahr zeigen sich bereits Parallelen. Statt einem Sommer zum Durchschnaufen könnte 2019 ein ähnliches Futter-Fiasko werden wie im vergangenen Jahr.
Wie die erste Futter-Bilanz der Oberpfälzer Landwirte ausfällt, darüber haben wir mit Landwirten des Kreisverbandes Schwandorf des Bayerischen Bauernverbands gesprochen. Viel Hitze – wenig Regen. So sahen in weiten Teilen der Oberpfalz die vergangenen Sommertage aus. Und genau diese Trockenheit hat auch Spuren hinterlassen: Viele Wiesen und Felder seien nicht so gewachsen, wie sie eigentlich sollten – und wie sie eigentlich bräuchten, um ihre Tiere zu ernähren – ohne Futter zukaufen zu müssen, das beklagen Landwirte in der Region.
Landwirt Hans Sieß aus Klardorf bei Schwandorf zeigte uns beispielsweise ein Maisfeld, das stark von der Trockenheit gezeichnet ist. Hier gäbe es Ertragseinbußen in Höhe von rund 75 Prozent, schätzt er. Der Mais sei hier einen Meter hoch – müsste aber bereits 2,5 bis drei Meter hoch sein. Es fehle also an der Menge und an der Qualität des Futters – weswegen er zukaufen müsse. Vorräte gibt es kaum noch.
Der Futterkauf sei eine finanzielle Herausforderung – die vergangenen drei Jahre hatte man deswegen bereits eine Nullnummer geschrieben. Doch nicht jeder Landwirt ist in diesem Jahr von den Ernteeinbußen gleichermaßen betroffen. Was die Ausfälle betrifft, gäbe es bayernweit deutliche Unterschiede, erklärt auch Josef Wittmann, der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands Schwandorf. Während es etwa im schwäbischen Bereich auch gute Erträge gäbe, sei es hier ein Trockengebiet.
Darauf hat auch bereits das bayerische Landwirtschaftsministerium reagiert. In einer Pressemitteilung vom 08. Juli 2019 heißt es:
„Wegen der Trockenheit in den vergangenen Wochen hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Nutzung des Aufwuchses auf brachliegenden Flächen als Ökologische Vorrangflächen (ÖVF) sowie auf sonstigen Bracheflächen für Futterzwecke in der Tierhaltung in den folgenden Regionen zugelassen: alle Landkreise in den Regierungsbezirken Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken und Oberpfalz sowie die Landkreise Regen, Freyung-Grafenau, Eichstätt, Donau-Ries und die Stadt Ingolstadt. Mit der Möglichkeit, diese Flächen zu nutzen, kann den Landwirten schnell und unbürokratisch geholfen werden.
Die genannten Regionen wurden basierend auf den Daten des Deut-schen Wetterdienstes ermittelt. Es wurde dabei die Wassermenge berücksichtigt, die ein Boden für Pflanzen verfügbar speichern kann. Sollten durch den weiteren Witterungsverlauf mehr Gebiete betroffen sein, werden die Landwirte dort umgehend darüber informiert.“
(Quelle: Pressemitteilung Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 8. Juli 2019)
Landwirt Sieß sieht darin jedoch nur einen Tropfen auf dem heißen Stein, da auch bei diesen Flächen kaum etwas gewachsen sei. Wittmann hat daher eigene Forderungen an die Politik. Doch ein Wunsch ist bei allen wohl der Größte: Dass das Wetter mithilft, dass auch künftig die Tiere genug zu fressen haben und die Ernte in diesem Jahr vielleicht doch noch zumindest durchschnittlich ausfällt. (nh)