Im Landkreis Schwandorf gibt es 40 Jahre nach Wackersdorf wieder eine politische Debatte um Abfälle aus Atomkraftwerken. Denn in der Müllverbrennungsanlage Schwandorf werden freigemessene Abfälle aus den Kernkraftwerken Isar I, Isar II und Grafenrheinfeld verbrannt.
Freigemessen, das heißt, es sind AKW-Abfälle unterhalb des Grenzwertes nach der Strahlenschutzverordnung. Erlaubt sind 10 Mikrosievert pro Jahr, das entspräche etwa der Belastung bei einem Flug nach Gran Canaria.
Forderung nach Transparenz und Sensibilität
ÖDP, CWG/FDP, SPD und die Grünen haben in der ersten Kreisausschuss-Sitzung am Montag dennoch Anträge gegen die Verbrennung von Abfällen aus Atomkraftwerken in Schwandorf gestellt. Eine Gefährdung der Bevölkerung könne nicht ausgeschlossen werden, da die Emissionen des Mülls bei der Verbrennung nicht eigens gemessen werden.
Enttäuscht zeigten sich die Kreisräte vor allem davon, dass sie erst durch eine Bürgerinitiative von der Verbrennung von Müll aus drei Atomkraftwerken erfahren hätten. Sie fordern Transparenz und Sensibilität bei dem heiklen Thema Strahlenbelastung ein. Gerade im Landkreis Schwandorf nach der WAA-Debatte. Zudem werde der freigemessene Müll, insbesondere der aus Grafenrheinfeld, ohne Not angenommen. „Der Landkreis Schwandorf ist nicht verpflichtet, diesen Müll anzunehmen“, so Kreisrat Franz Schindler (SPD).
Freigemessener Müll sei „völlig unbedenklich“
Thomas Ebeling, der Vorsitzende des Zweckverbandes Müllverwertung und gleichzeitig Schwandorfs Landrat, versteht die ganze Aufregung nicht. Der freigemessene Müll sei „absolut unbedenklich“. Es handle sich nicht um radioaktive Abfälle sondern um Sachen aus Atomkraftwerken, die weniger als die natürliche Strahlung aufwiesen. Thomas Ebeling bezieht sich auf das Umweltministeriums und das Bayerische Landesamt für Umwelt Kulmbach, dessen Referatsleiter Klaus Buß per Video in der gestrigen Kreisausschusssitzung zugeschaltet war. Bei dem Müll handle es sich um „konventionelles Gut“, bestätigte Buß.
Landrat Ebeling verwies in der Sitzung auch auf die allgemeine Messstadtion für die Radioaktivität in Schwandorf. Die stehe in der Wackersdorfer Straße, also in der Nähe der Müllverbrennungsanlage. „Auch hier liegen wir immer unter den Grenzwerten“, so Ebeling.
(gb)