Do, 29.02.2024 , 16:55 Uhr

Hof

Siebter Tag im Prozess um Lenas Tod

Das Urteil im Prozess um den Tod der zehnjährigen Lena aus dem Kinderheim Hof verzögert sich. Unterdessen gibt es neue Ermittlungen gegen den angeklagten Daniel T.

In Hof ist der Prozess um das Schicksal der zehnjährigen Lena aus dem Landkreis Tirschenreuth fortgesetzt worden. Das Mädchen war im April 2023 in einem Kinderheim in Wunsiedel zunächst von dem heute 26-Jährigen Einbrecher Daniel T. missbraucht und danach getötet worden – laut Spuren von einem damals elfjährigen Heimmitbewohner. Dieser hat die Tat auch gestanden.
Doch am siebten Verhandlungstag hat gestern der Gutachter Professor Dr. Lennart May alle Aussagen des Jungen angezweifelt – einschließlich seines Geständnisses.
Zwei Stunden lang führte der Diplom-Psycholge aus, dass keine einzige der Aussagen des Jungen verwertbar sei. Er kritisierte überdeutlich die Polizei, deren Vorgehen entspreche nicht dem Internationalen Standard von Vernehmungen, erst recht nicht der Vernehmungen von Kindern. Die Befragungen seien suggestiv und manipulativ gewesen, auch was die Tötung selbst betreffe. Der Junge sei unter Druck gesetzt worden. Es gebe keinen Anhaltspunkt, dass der Junge eigenes Erleben geschildert hat.
Für den wegen Vergewaltigung angeklagten Daniel T. spielt dieses Gutachten über die Glaubwürdigkeit des heute Zwölfjährigen eine sehr große Rolle. Würde das Gericht dem Jungen glauben, könnte der Angeklagte zusätzlich wegen Anstiftung zum Mord verurteilt werden – und damit zu einer weit höheren Strafe. Sollten die Aussagen nicht verwertbar sein, wie der Gutachter ausgeführt hat, wäre dieser Vorwurf vom Tisch.
Der Anwalt des Zwölfjährigen, Michael Hasslacher, zweifelt das Gutachten an. Es basiere zum einen nicht auf einer persönlichen Exploration, zum anderen habe der Junge selbst während der Verhandlung die Erdrosselung so drastisch und bildlich geschildert, dass die Aussage auf eigenem Erleben basieren MÜSSE.
Er hatte einen Antrag auf Ablehnung des Gutachters gestellt und einen Befangenheitsantrag gegen die Jugendkammer, weil die Richter das Gutachten zugelassen haben. Beide Anträge wurden abgelehnt.
Unterdessen gibt es neue Vorwürfe gegen den Angeklagten. Auf seinem Handy sind Spuren von kinderpornografischem Material gefunden wurden. Dazu laufen neue Ermittlungen. Anwalt Hasslacher will erreichen, dass die Inhalte auch Teil dieses Verfahrens wird.

Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.
(gb)

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