Im Labor der Käfer-Apotheke in Amberg werden jeden Tag Medikamente hergestellt – meist individuell auf den Kunden abgestimmt. Flexibilität ist hier also gefragt. Vor allem in Zeiten wie diesen. Deutschland leidet nämlich unter einem Medikamentenmangel. Nicht zum ersten Mal, aber so schlimm wie noch nie.
Allerdings stellt Apotheker Frederik Strobl auch klar: Es bestehe kein Grund zur Panik – oder zu Hamsterkäufen. Oft gäbe es Alternativen, anders zu dosierende Medikamente oder aber auch Labore wie dieses, in dem Rezepturen gemischt werden können. Damit widerspricht er auch dem Präsidenten der Bundesärztekammer, der im Gespräch mit dem Tagesspiegel gesagt hat:
Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben. Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer
Vor allem stößt Strobl sauer auf, dass Dr. Klaus Reinhardt auch abgelaufene Medikamente empfiehlt. Das ist laut Strobl ein Spiel mit dem Feuer, weil sich manche Medikamente in ihre Einzel-Bestandteile zerlegen.
Die Diskussionen seien auch unnötig, wenn die Medikamentenproduktion wieder vermehrt nach Deutschland oder zumindest Europa verlagert werden würde. Die Strukturen wären da: Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist die drittgrößte Branche in Deutschland. Die deutsche Pharmaindustrie die viertgrößte weltweit. So schnell wird das aber nicht gehen.
Fazit: Medikamentenmangel und Handlungsbedarf: ja. Panik und abgelaufene oder getauschte Medikamente: nein.
(mz)