In der BMW-Cockpit-Fertigungshalle in Wackersdorf stand kürzlich alles still: Leere Stationen, ungenutzte Hubwägen und regungslose Roboterarme hatten einen ganz besonderen Hintergrund. Die Halle wurde für einen Abend in einen Kinosaal verwandelt und war Schauplatz der jüngsten ZWICKL.light-Ausgabe des Schwandorfer ZWICKL-Filmfestivals. Seit 2011 zeigt das Festival Dokumentarfilme an ungewöhnlichen Orten – für zwei Euro Eintritt, also einen „Zwickl“. Bei ZWICKL.light wird dabei immer nur ein einziger Film gezeigt.
Dieses Mal war die Wahl des Films und des Veranstaltungsortes besonders stimmig: „Spaltprozesse“, eine Dokumentation über den Widerstand gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAA), welche vor knapp 40 Jahren genau dort entstehen sollte, wo heute das BMW-Werk steht. Diese thematische Verbindung verlieh der Filmvorführung eine außergewöhnliche Atmosphäre.
Ein Widerstand, der in die Geschichte einging
Die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf war ein umstrittenes Projekt, das darauf abzielte, verbrauchte Brennstäbe aus deutschen Atomkraftwerken zu recyceln. Die Regierung beharrte darauf, dieses Vorhaben sei vollkommen sicher und würde keine bedenkenswerte radioaktive Strahlung abgeben. Viele Bürger, und später auch unabhängige Gutachten, widersprachen dieser Behauptung.
An anderen Orten in Deutschland war der Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage bereits gescheitert. Obwohl die Initiatoren in der Oberpfalz auf eine konservative und vermeintlich unkritische Bevölkerung gehofft hatten, war das auch hier nicht der Fall. Die Menschen vor Ort, gemeinsam mit dem damaligen Landrat Hans Schuierer, leisteten Widerstand – einen Widerstand, den die Region in diesem Ausmaß zuvor wohl noch nie erlebt hatte. Ex-Landrat Schuierer war bei der Vorführung ebenfalls dabei, im Alter von 93 Jahren. Noch heute ist ihm die Geschichte der WAA ein wichtiges Thema. Er beklagt, dass sie in den Köpfen von jungen Menschen fast nicht mehr präsent sei und bemüht sich, diese nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Mitten unter den Menschen
Bertram Verhaag, der Regisseur von „Spaltprozesse“, begleitete den Widerstand von Anfang an. Sein Team wurde quasi zum Teil der Bewegung und dokumentierte die Proteste hautnah. Insgesamt drei Kinofilme und zwei Fernsehfilme ließ Verhaag mit seiner Produktionsfirma „DENKmal-Film“ über Wackersdorf entstehen. Dabei machte er nie ein Geheimnis aus seiner Position: Die Filme zeigen deutlich seine Solidarität mit den Gegnern der WAA. Verhaag konnte damals das Vertrauen vieler Demonstranten gewinnen und Interviews mit ihnen führen. Auch heute, fast 40 Jahre später, sind ihre Stimmen – und die Erinnerung an die WAA – dadurch lange nicht verloren.
(sb)