Windkraftwerke, grüner Strom aus Photovoltaik-Anlagen – wichtige Bausteine für eine klimaneutrale Zukunft. Doch das allein reiche nicht, erklärte Veronika Grimm bei einem Vortrag auf dem diesjährigen Speinsharttag. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Professorin für Energiesysteme und Marktdesign ist Mitglied im Sachverständigenrat für Wirtschaft, besser bekannt als die Wirtschaftsweisen. Sie stellte eine Untersuchung vor, wie die Energieversorgung der Zukunft sowohl klimaneutral, als auch stabil und bezahlbar sein kann.
„Aktuell fokussieren wir uns sehr stark auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Wir müssen aber auch auf Dinge schauen, die aktuell nicht so im Fokus stehen.“, erklärte Grimm. „Zum Beispiel auf den Zubau von Gaskraftwerken, mit denen wir die Versorgungslücken der erneuerbaren Energien abdecken können. Und auch auf den Import von Wasserstoff, mit dem wir dann die Gaskraftwerke klimaneutral betreiben wollen. Außerdem brauchen wir den Wasserstoff für die Industrie und die Mobilität.“
In dem von Grimm empfohlenen Zukunftsszenario würde die Kilowattstunde Strom etwa 8 bis 10 Cent kosten, prognostiziert die Forscherin. Nicht so niedrig, wie oft vorhergesagt werde, aber doch deutlich billiger als heute.
„Klare Rahmenbedingungen“ nötig
Doch der Weg in diese Zukunft werde nicht einfach – und nicht billig. Allein der Ausbau der Stromnetze und der Infrastruktur, zum Beispiel für Wasserstoff, werde einiges kosten, so Grimm. Die Volkswirtschaftlerin erklärte, wie Deutschland diese Kosten stemmen kann. „Allem voran ist es wichtig, dass die Politik klare Rahmenbedingungen beschließt. Der Emissionshandel muss teurer werden und zwar auf europäischer Ebene, um die Emissionen zu senken. Und die Infrastruktur muss ausgebaut werden.“ Damit Unternehmen, die zum Beispiel auf Wasserstoff umsteigen wollen, auch sicher wüssten, dass es genügend Wasserstoff und eine geeignete Infrastruktur dafür gebe. „Nur dann können Unternehmen investieren. Wenn sie wissen, welche Geschäftsmodelle langfristig tragbar sind.“
Deutsche Wirtschaft stagniert
Aktuell sei die deutsche Wirtschaft gerade mal auf dem Niveau von 2019 – das Wachstum stagniert. Das könne nur zum Teil auf die aktuelle Regierung geschoben werden, erklärt Grimm. „Wir haben natürlich Herausforderungen, die weiter zurückgehen, zum Beispiel die Abhängigkeit von russischem Gas.“ Aber momentan „verzettele“ sich die Regierung auch zu sehr in einzelnen kleinen Maßnahmen. Ein Umsteuern sei notwendig, so die Wirtschaftsweise.
Weg zum Wissenschaftszentrum geebnet
Zukunftsforschung – es ist ein Thema, dem sich das Kloster Speinshart bald noch viel stärker verschreiben will. Die Planungen für ein Wissenschaftszentrum Kloster Speinshart gehen voran, berichtet Fördervereinsvorsitzender Tobias Reiß im Rahmen des Speinsharttages.
„Die Gesellschaft ist gegründet, der Vertrag mit den bayerischen Universitäten ist unterschrieben.“ Ab dem heutigen Montag würden auch Vorstellungsgespräche für Personal laufen.
In den kommenden drei bis vier Jahren sollen ein Hörsaal, Tagungsräume und weitere Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden. Die Planungen dafür sollen in den nächsten Monaten abgeschlossen sein, so Reiß. 6 Mio Euro – also die Hälfe der Kosten – steuere der Bund bei. Damit ist Tobias Reiß auch bei der Finanzierung optimistisch. Der Weg zu einem Wissenschaftszentrum Kloster Speinshart scheint geebnet.
(az)