Mehr als 70 Tausend Frauen sind jährlich davon betroffen: von der Erkrankung Brustkrebs. Die gute Nachricht: Für rund 87 Prozent der Patientinnen ist die Behandlung heutzutage erfolgreich und der Krebs ist kein Todesurteil mehr. Doch der Heilungsweg ist für viele Frauen mit Chemotherapie und Brustoperation kein leichter. Und auch danach fällt es vielen Betroffenen schwer, ihren neuen Körper ganz zu akzeptieren. Spezielle BHs und Dessous sollen diesen Frauen dabei helfen, sich wieder wohl in ihrem Körper zu fühlen.
Brustkrebs-Diagnose mit 31
Nadine Wölf aus Ursensollen war jung, Mutter von drei Kindern – und von einem Tag auf den anderen Krebspatientin. „Meine Diagnose kam im Juli 2022, kurz vor meinem 32. Geburtstag. Für mich war das im ersten Moment tatsächlich ein Todesurteil“, erzählt Nadine rückblickend. Sie hatte bereits zweimal in ihrer Familie den Kampf gegen Brustkrebs miterlebt und wusste, was auf sie zukommt. Nach der monatelangen, harten Chemotherapie musste Nadine eine Entscheidung treffen: Wie soll sie operiert werden?
„Bei mir hieß es am Anfang, dass ich brusterhaltend operiert werden soll. Dann kam aber leider vom Labor die genetische Untersuchung, die bestätigt hat, dass ich ein Risikogen in mir trage. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, beide Brüste amputieren zu lassen.“, erzählt Nadine. Zugleich musste sie die Entscheidung treffen, ob ihr bei der OP auch Implantate eingesetzt werden sollen. „Mir war klar, dass ich nicht ohne Brüste leben wollte und habe mich deshalb für den Brust-Aufbau mit Silikonimplantaten entschieden.“
„Körpergefühl ist nach der OP ganz anders“
Die Operation hat Narben hinterlassen: seelische und körperliche. Auch wenn in Nadines Fall die Brust wieder aufgebaut wurde, so musste sie sich doch an ihren neuen Körper gewöhnen. „Das Körpergefühl ist schon ganz anders als vorher. Ich muss auch zugeben, dass ich meinen alten Körper oft schon vermisse“.
In den ersten Wochen nach der OP müssen Patientinnen einen Kompressions-BH tragen. Doch auch nach der Heilung gibt es für brustamputierte Frauen spezielle BHs, Diese bekommt man zum Beispiel im Sanitätshaus Hellbach in Amberg bei Susi Hahn. „Diese Bhs haben auf beiden Seiten Taschen, wo Prothesen eingelegt werden können.“, erklärt die Expertin. Außerdem haben die Spezial-BHs breitere Träger, meist keine Bügel und einen lockeren Bund, damit sie auf den Narben rund um die Brust nicht drücken. „Die sitzen einfach super, drücken nirgendwo und ich habe keine Schmerzen“, bestätigt Nadine.
Voll- oder Teilprothesen erhältlich
Die BHs gibt es mit Voll- oder Teilprothesen – je nachdem, ob die Brust der Frau ganz oder zum Teil amputiert oder mit Implantaten wieder aufgebaut wurde. Die BHs können Unebenheiten optisch ausgleichen und der Frau auch ein Stück Selbstbewusstsein wieder zurück geben. Je nachdem, was die Kundin möchte. „Junge Krebspatientinnen wollen sich meist auch nach der OP noch sexy und als Frau fühlen. Ältere Patientinnen wollen manchmal einfach nur einen BH, der bequem ist und gut sitzt. Das kommt also oft aufs Alter drauf an.“, weiß Susi Hahn aus Erfahrung.
Kosten von der Krankenkasse übernommen
Zwei BHs pro Jahr werden von der Krankenkasse übernommen, Bademode einmal alle drei Jahre. Die Prothesen sind auch für Chlor und Salzwasser und damit fürs Baden geeignet. Tatsächlich sind die Prothesen aber nicht nur für die Optik gut, sondern sie haben auch einen orthopädische Sinn: Denn nach einer Brustamputationen können sich sonst Fehlstellungen entwickeln. „Wenn bei Frauen nach der OP eine Seite der Brust größere oder schwerer ist als die andere, dann wird ihre Körperhaltung oft schief.“, erklärt Susi Hahn. Deswegen wiegen die Prothesen auch ähnlich viel wie eine echt Brust.
Kampf gegen den Krebs auf Instagram geteilt
Nadine ist nun seit gut einem Jahr krebsfrei – sie hat sich ins Leben zurück gekämpft. Sie hat auf Instagram unter dem Benutzernamen naddl.paddl ihren Weg als Brustkrebs-Betroffene geteilt. Auch jetzt, nach ihrer Erkrankung, will sie dort auf die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen aufmerksam machen und vor allem anderen Betroffenen Mut machen. (az)