Den Mangel verwalten: Das ist hier bei der Tafel Weiden-Neustadt zum Alltag geworden. Es kommt nur noch ein Bruchteil der üblichen Spenden an. Gleichzeitig ist die Anzahl der Kunden etwa um die Hälfte gestiegen. Mit der Folge: Konnten Menschen bisher zwei Mal in der Woche Essen abholen, ist es ab kommender Woche nur noch einmal möglich. Die Tafel muss ihre Konsequenzen ziehen, erklärt Vorsitzender Josef Gebhardt. Dieser Trend ist in ganz Deutschland zu beobachten. Jede dritte Tafel in Deutschland musste bereits einen Aufnahmestopp einführen.
Etwa 450 ukrainische Familien sind Kunden der Tafel Weiden-Neustadt – das sind etwa 1.100 Menschen, die seit dem Ukraine-Krieg zusätzlich kommen. Und auch unabhängig von den Flüchtlingen steigt die Kundenzahl. Pro Woche kommen hier etwa zehn bis 15 neue Kunden dazu, erklärt Josef Gebhardt. „Die Politik schickt einfach alle Personen zu uns“, kritisiert der Tafel-Vorsitzende. Die Politiker wüssten nicht, wie die Tafelarbeit funktioniere. Vertreter der Tafeln würden nicht in politische Entscheidungen mit einbezogen. Josef Gebhardt und seine Mitarbeiter fühlen sich von der Politik allein gelassen.
Längst brauche es ein Gesetz gegen die Lebensmittelverschwendung. Lebensmittelhändler sollte es verboten werden, brauchbare Lebensmittel wegzuwerfen, kritisiert Gebhardt. Eine solche Regelung sei aber von der Politik verhindert worden.
Bedürftige Menschen nun wegschicken zu müssen, ist für die Tafel-Mitarbeiter extrem schwierig. Die neue Regelung tritt bei den Ausgabestellen der Tafel Weiden-Neustadt am Montag, den 29. August in Kraft. Sollte sich die Situation danach nicht entspannen, könnten im September die nächsten Schritte nötig werden, befürchten die Mitarbeiter der Tafel: Zum Beispiel eine Essensausgabe einmal alle zwei Wochen oder ein Aufnahmestopp für Neukunden.
(az)