6,3 Millionen Tonnen: So viel Plastikabfall fiel 2019 in Deutschland an. Zum Vergleich: Das ist so viel wie rund eine Million Elefanten. Nur etwa die Hälfte davon wird wieder zu Plastik recycelt – die andere Hälfte wird zur Energiegewinnung verbrannt. Für Klima und die Umwelt ist das schlecht – es sollte möglichst viel Abfall wieder zu neuem Plastik verarbeitet werden. An Technologien, wie das möglich ist, forscht das Fraunhofer Institut in Sulzbach-Rosenberg – doch das Institut beschäftigt sich mit noch viel mehr Zukunftsthemen.
Biomasse zu Kraftstoff
Aus Klärschlamm Diesel machen – was wie Zauberei klingt, ist technologisch machbar. Daran wird hier im Institut Fraunhofer Umsicht in Sulzbach-Rosenberg geforscht. Das Prinzip: Vorne wird Biomasse in eine Anlage gegeben, also zum Beispiel Klärschlamm oder Holz- oder Pflanzenreste. Daraus wird am Ende ein Roh-Öl, vergleichbar mit fossilem Öl. Das Verfahren ist sogar schon ziemlich nah an der Marktreife. „Auf einer Skala von eins bis neun befinden wir uns momentan schon bei Schritt sieben“, erklärt Robert Daschner, Abteilungsleiter Energietechnik.
Der Vorteil des Verfahrens: es muss kein neues fossiles Rohöl aus der Erde geholt werden – denn das treibt den Klimawandel an. CO2 wird in Kreisläufen gehalten, anstatt es in die Atmosphäre abzugeben. Das ist der Grundgedanke aller Forschung hier am Institut. „Es geht um grundlegende Fragen zur Energie- und Rohstoffwende“, beschreibt Institutsleiter Professor Matthias Franke die Arbeit bei Fraunhofer Umsicht.
Plastikmüll wiederverwerten mit Pyrolyse
Um das Thema Rohstoffkreisläufe geht es in einer weiteren Anlage: Mit dieser soll Plastikmüll recycelt werden. Aktuell wird nur etwa die Hälfe des anfallenden Plastikmülls in Deutschland recycelt, die andere Hälfte wird verbrannt. Denn: Nur wenn der Müll aus relativ sauberem Kunststoff besteht, kann er gut mechanisch recycelt werden – sprich zerkleinert und eingeschmolzen. Für Müll, bei dem das nicht gut möglich ist, entwickelt das Fraunhofer Institut Lösungen. Und das funktioniert auch schon sehr gut.
Nachfrage nach innovativen Lösungen steigt
Herausforderungen gibt es zwar noch: Es ist zum Beispiel noch sehr teuer, dieses Öl von Verunreinigungen zu befreien, zum Beispiel von Chlor oder Stickstoff. Aber das Interesse der Industrie an solchen neuen Lösungen steigt. Es tue sich also sehr viel auf dem Markt und in der Forschung. Genau das wollte man Besuchern am Tag der offenen Tür auch vermitteln. „Es gibt gute Lösungsansätze, die Hoffnung machen“, erklärt Institutsleiter Franke.
Etwa 100 Mitarbeiter forschen bei Fraunhofer Umsicht an den drängenden Fragen der Zukunft – und vielleicht haben sie beim Tag der offenen Tür ja auch den einen oder anderen Nachwuchsforscher oder -ingenieur begeistern können.
(az)