Politiker mit den Bürgern wieder mehr ins Gespräch bringen, das ist das Ziel des Bayerischen LandTrucks. Ein umgebauter Oldtimer, mit dem der Landtag durch ganz Bayern reist und sich bürgernah zeigen will – besonders nach den Einschränkungen der Coronapandemie. Doch nicht alle Bürger sind an diesem Gesprächsangebot interessiert. Das zeigte sich gestern in Tirschenreuth. Beim Halt des Bayerischen LandTrucks herrschte teils hitzige Stimmung unter den Besuchern.
Zwischenrufe und Lacher
Beim gestrigen Halt des LandTrucks in Tirschenreuth versammelten sich Landtagsabgeordnete von CSU, Freien Wählern, Grünen, SPD und AfD zu einer Podiumsdiskussion. Dabei gab es von einer Zuschauergruppe wiederholt Applaus für Stefan Löw von der AfD, laute Zwischenrufe und Lacher jedoch während der Reden der anderen Parteien. Stefan Löw äußerte sich nach der Podiumsdiskussion dazu gegenüber OTV auf Nachfrage. „Ich habe das Thema von der Bühne aus nicht mitbekommen, worum es dabei ging.“ Bei AfD-Veranstaltungen würde es aber auch immer wieder zur Störungen kommen, so Löw. „Da steht dann die ganze Antifa mit 1000 Leuten und schreit uns nieder“.
Eigentlich eine Plattform für Gespräche
Bürger und Landtagsabgeordnete zusammen zu bringen und konstruktive Gespräche zu fördern – das ist der Gedanke des Bayerischen LandTrucks, einem Projekt des Bayerischen Landtags für mehr Bürgernähe. Politiker müssten auf die Bürger zugehen und direkt mit ihnen sprechen, sind sich Landtagsvizepräsident Tobias Reiß von der CSU und Landtagsabgeordnete Laura Weber von den Grünen einig. „So stärken wir die Demokratie und so können wir auch die kritischen Geister wieder zurück gewinnen“, erklärte Reiß.
Aktuelle Probleme in der Diskussion
Das Tirschenreuther Krankenhaus, der Lehrermangel, die Energieversorgung – die Diskussionspartner sprachen über ganz aktuelle Themen. Unter anderem auch über die Ergebnisse der Europawahl. Stefan Löw bekräftigte die AfD-Forderung, sich von der EU zu distanzieren. „Auch Großbritannien wird nach dem Brexit wieder Handelsabkommen schließen und wieder wachsen“, bekräftigte er.
Bisher konnte Großbritannien aber nur wenige neue Handelsabkommen abschließen, Verhandlungen etwa mit Kanada sind gescheitert. Rund 60 Prozent der Briten bereuen den Brexit laut aktuellen Umfragen.
Deutschland sei stärker mit der EU – und insbesondere auch unsere Region, das betonte Tobias Reiß von der CSU. „Unsere Wettbewerbsfähigkeit wird dadurch gestärkt“, ist er überzeugt. „Besonders auch hier im Landkreis Tirschenreuth, in der direkten Nachbarschaft zu Tschechien. Die Firma Hamm zum Beispiel exportiert 90 Prozent ihrer Walzen, den Großteil davon in europäische Nachbarländer.“
Mehr sachliche Diskussionen.
Auch Laura Weber von den Grünen sprach sich für Europa aus. Sie widersprach Stefan Löw auch in dem Punkt, dass unsere Energienetze instabiler würden – ganz im Gegenteil, so die Energie- und Umweltingenieurin. Sie wünscht sich mehr faktenbasierte Diskussionen, weniger populistische und unsachliche Behauptungen.
Der LandTruck soll dazu einen kleinen Teil beitragen – und er wird dafür auch sicher noch für viele kontroverse Diskussionen sorgen.
(az)