Mi, 24.08.2022 , 11:05 Uhr

Amberg

Tierheime platzen aus allen Nähten

Gerade in der Urlaubszeit werden viele Haustiere in Tierpensionen und Tierheimen abgegeben. Doch die platzen eh schon aus allen Nähten.

Seit drei Jahren tollt und plantscht Anakin schon im Tierheim Amberg. Und er bekommt immer mehr Kollegen. 17 Hunde, rund 100 Katzen, etwa 40 Kaninchen und Meerschweinchen sowie diverse andere Tiere tollen hier gerade rum. Weil sie inzwischen herrchenlos sind. Ein Grund: die Coronapandemie.

Um das mit Zahlen zu verdeutlichen: Allein im ersten Pandemiejahr 2020 ist die Zahl der Katzen in deutschen Haushalten um eine Million, die der Hunde um 600.000 angestiegen – so die Bilanz des Industrieverbands Heimtierbedarf. Insgesamt leben 35 Millionen Haustiere in Deutschland.

Doch kaum sind die Corona-Maßnahmen gelockert, werden viele Haustiere lästig. Für das Tierheim Amberg heißt das: In den vergangenen vier Jahren ist nur ein Hund als Fundtier ins Heim gekommen. In den vergangenen zwei Monaten waren es schon vier.

Jetzt kommt noch die Sommerzeit dazu. Viele wollen reisen, haben aber keine Betreuung für ihre flauschigen Vierbeiner. Also rufen sie Tierpensionen und Tierheime an. Zwischen fünf und zehn Anrufe für Abgabe erhält das Tierheim Amberg pro Woche.

Die Kapazitäten des Tierheims sind begrenzt. Es geht nicht nur um den Platzbedarf. Die Tiere werden auch betreut.

Und: Die Tiere sind auch teuer. Der Tierschutzbund fordert daher, die Einnahmen durch die Hundesteuern zumindest zur Hälfte den Tierheimen zukommen zu lassen. Diese Einnahmen belaufen sich auf immerhin 380 Millionen Euro im Jahr und sind wie alle Steuern in Deutschland bislang nicht zweckgebunden.

Die Tierarztkosten werden explodieren, die Energiekosten durch die Decke gehen. Hinzu kommen die Kostensteigerung durch den Mindestlohn und die allgemeine Inflation. Die vielen Tiere in Betreuung bringen das Personal an seine Grenzen. Da aufgrund der Inflation und der angespannten wirtschaftlichen Situation infolge des Ukraine-Krieges auch die Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger spürbar sinkt, droht dem praktischen Tierschutz in Deutschland der härteste jemals erlebte Herbst und Winter.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes

Aber mal ehrlich: Geld hin oder her. Heimtiere wie der Mischling Balu wollen einfach nur ein neues Zuhause. Zwei Wochen ist er herrchenlos durch Amberg gestreift. Jetzt ist er übergangsweise hier. Bis er hoffentlich bald ein neues Zuhause findet.

(mz)

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