Auch wenn der Schnee Tirschenreuth fest im Griff hatte: Die Menschen standen am Sonntag, 3. Februar, vorm Kettelerhaus Schlange. Sage und schreibe 2.014 Menschen wollten dem kleinen Hugo aus Tirschenreuth helfen und sich typisieren lassen. Denn der erst 5-Jährige hat Blutkrebs. Mitte Dezember erhielten seine Eltern die Schreckensnachricht.
„Wir hatten festgestellt, dass Hugo minimale Blutergüsse am Hals und Ellbogen hatte. Daher sind wir zum Kinderarzt. Dieser hat Hugo Blut abgenommen“, erklärt Hugos Vater Berthold Walbrunn (29). „Der weitere Tag verlief zunächst normal. Der Kleine war im Kindergarten und auch noch im Schwimmkurs. Am Nachmittag holten meine Frau und meine kleine Tochter Eva den Weihnachtsbaum. Als sie zurückkamen, hing eine Notiz vom Kinderarzt an der Haustüre. Man solle ihn sofort kontaktieren. Verdacht auf Blutkrebs“.
Anfang Januar gab es den nächsten Rückschlag: Die Ärzte eröffneten Hugos Eltern, dass der 5-Jährige möglicherweise eine Knochenmarkspende benötigt. Daher haben seine Eltern zusammen mit der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei), dem Städtischen Kindergarten, der Feuerwehr Tirschenreuth, dem ATSV, der FG Tursiana Tirschenreuth sowie den Leuten der Stiftlandgriller eine Typisierungsaktion gestartet. „Für uns war es selbstverständlich, dass wir zusammen helfen und diese Aktion starten“, so Iris Fennerl von der FG Tursiana Tirschenreuth.
Vater Berthold Walbrunn hofft nun natürlich, dass dank der Typisierungsaktion im Kettelerhaus ein geeigneter Stammzellenspender für Hugo gefunden wird. „Ich bin regelrecht überwältigt, wie viele Menschen heute den Weg nach Tirschenreuth gefunden haben“.
Im Moment befindet sich der 5-Jährige zuhause, muss aber regelmäßig nach Regensburg in die Kinderklinik. „Bisher hat Hugo alles relativ gut verkraftet. Er hat bereits erste Chemos, Lumbalpunktion und Knochenmarkpunktion hinter sich. Er ist in den letzten Wochen innerlich sehr gewachsen“, zeigt sich Hugos Vater stolz.
Laut DKMS erhält in Deutschland alle 15 Minuten ein Mensch die Diagnose Blutkrebs und jeder zehnte Betroffene sucht vergeblich einen passenden Spender. Dabei dauert das Typisieren nicht einmal fünf Minuten. „Grundsätzlich kann jeder gesunde Mensch, der zwischen 17 und 55 Jahren alt ist und nicht bereits bei der DKMS oder einer anderen Datei registriert ist, Stammzellspender werden“, erklärt Andrea Autenrieth von der DKMS. „Nach der Registrierung stehen Ihre Gewebemerkmale für die Suche von Patienten auf der ganzen Welt zur Verfügung. Sollten Sie der passende Spender für einen Patienten sein, nimmt die DKMS Kontakt mit Ihnen auf“.
Wer es am 3. Februar nicht nach Tirschenreuth geschafft hat: Man kann sich jederzeit bei der DKMS informieren und sich als Stammzellenspender registrieren, aber auch Geld spenden. Weitere Infos dazu gibt es im Internet unter dkms.de. (jg)