Das 10-jährige Mädchen, das tot in einer Jugendhilfeeinrichtung in Wunsiedel gefunden wurde, ist wohl gewaltsam um Leben gekommen. Das ist die Einschätzung der Staatsanwaltschaft Hof. Staatsanwalt Matthias Goers bestätigte heute das, was sich bereits gestern bei den Ermittlungen abgezeichnet hatte.
Das Mädchen war am Dienstag morgen von Betreuern tot in seinem Bett in einem Zimmer der Einrichtung gefunden worden. Nach Bekanntwerden der Tat kursierten in verschiedenen Medien Meldungen, dass drei Jungen im Alter von 11 und 16 Jahren unter Tatverdacht stünden. Laut Staatsanwaltschaft Hof würden diese in den Ermittlungen derzeit als Kontaktpersonen geführt. Es gebe derzeit weder Beschuldigte noch Tatverdächtige, so Staatsanwalt Matthias Goers
Der Bereich rund um das Wohnheim ist immer noch abgesperrt. Eine 40-köpfige Sonderkommission „Park“ hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei ermittle wegen eines Tötungsdeliktes, so Julia Küfner vom Polizeipräsidium Oberfranken. Die Ermittlungen und die Auswertung der Spuren werde noch länger andauern.
Die Menschen in Wunsiedel sind immer noch geschockt. Bürgermeister Nicolas Lahovnik, hatte sich bereits gestern via facebook aus dem Urlaub geäußert. Auch sein Stellvertreter Manfred Söllner zeigte sich heute tief betroffen. Die rund 90 Kinder und Jugendlichen der Jugendhilfeeinrichtung seien in Wunsiedel gut integriert und gingen auch hier zur Schule, so Manfred Söllner.
Große Betroffenheit auch bei der katholischen Jugendfürsorge im Bistum Regensburg, dem Träger der Jugendhilfeeinrichtung. In der Einrichtung sei ein Krisenteam eingerichtet worden, heißt es in einer Presseerklärung. Oberstes Ziel sei es jetzt, sich um die Kinder und die rund 90 Beschäftigten zu kümmern, so auch Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gegenüber OTV.
Ihre Anteilnahme drückte heute auch die bayerische Familienministerin Ulrike Scharf aus. Sie war spontan nach Wunsiedel gekommen, um mit Verantwortlichen der Einrichtung zu sprechen.
Im Moment laufen weitere Spurensicherungsmaßnahmen und Zeugenbefragungen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln auch weiterhin in alle Richtungen.
(db)
Todesfall eines Mädchens im Kinder- und Jugendhilfezentrum in St. Josef Wunsiedel
Regensburg, den 5. April 2023Katholische Jugendfürsorge Regenburg informiert über Krisenintervention in St. Josef Wunsiedel
In der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg sind die Menschen erschüttert vom Tod eines 10-jährigen Mädchens in der Jugendhilfeeinrichtung St. Josef, das gestern, am Dienstagmorgen tot aufgefunden wurde. Ihr Mitgefühl gilt der Familie, den Angehörigen, Kindern und Betreuern aus St. Josef.
Die KJF kann zu den Ereignissen vor Ort keine Angaben machen und verweist auf die Staatsanwaltschaft und das laufende Ermittlungsverfahren. Bereits gestern waren im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef der KJF in Wunsiedel der Kriseninterventionsdienst der Polizei und ein weiteres örtliches Kriseninterventionsteam im Einsatz, um sich um die Kinder und Mitarbeiter zu kümmern. In der Einrichtung selbst wurde sofort ein Krisenteam gebildet, um die Kinder und Jugendlichen aufzufangen. Sie müssen in der akuten Krisensituation und in den folgenden Wochen und Monaten behutsam und individuell begleitet werden, damit sie das traumatisierende Ereignis verarbeiten können.
Seitens des Trägers der Einrichtung, der KJF Regensburg, werden alle Kräfte mobilisiert, um vor allem die Kinder und die Mitarbeiter vor Ort in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Fachstellen sind in die Krisenintervention einbezogen und wo erforderlich eingesetzt: Pastoralreferent, eine in der Trauer- und Sterbebegleitung ausgebildete Kollegin aus einer umliegenden Einrichtung und Traumapädagogen. Sie können insbesondere die Kinder aber auch die Mitarbeiter engmaschig begleiten.
Experten aus der Jugendhilfe, eine Psychologin aus der Beratungsstelle in Tirschenreuth stehen bereit, um zu helfen. Selbstverständlich arbeitet die Einrichtung mit allen beteiligten Behörden und Stellen transparent zusammen. Das Wichtigste für die Kinder sind in dieser Situation Struktur, Sicherheit und die Begleitung durch vertraute Bezugspersonen.
Was die Maßnahmen betrifft, sind Experten der KJF, unter anderem aus umliegenden Einrichtungen, im Krisenstab einbezogen und werden helfen, wo notwendig. Die Kinder brauchen in dieser Situation vertraute Menschen, die sich bisher um sie gekümmert haben und weiterhin stabil um sie kümmern. Sie brauchen das Angebot, alle Fragen stellen zu können, die sie haben, und sie brauchen kind- und altersgerechte Antworten. Das sind für kleine Kinder andere Antworten als für ältere Kinder. Sie brauchen wieder Normalität. Jetzt ist alles „unnormal“, es sind viele Polizisten und Journalisten auf dem Gelände. Die Kinder brauchen die Sicherheit, dass es nach dem Ausnahmezustand wieder normal weitergeht. Der psychologische Fachdienst der Einrichtung wird den Kindern wochen- und monatelang zur Seite stehen und sie begleiten. Kinder, die von extern Hilfe brauchen, bekommen dies in Form therapeutischer Angebote. Auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie kann selbstverständlich einbezogen werden. Die Jugendhilfe-Einrichtungen der KJF pflegen hier eine gute Zusammenarbeit. Die Kinder brauchen jetzt Ruhe. Die Kolleginnen und Kollegen in Wunsiedel werden ein Ritual finden, mit dem sich die Kinder von dem Mädchen verabschieden können, zum Beispiel im Rahmen einer Andacht. Den Eltern wird selbstverständlich Begleitung und Unterstützung angeboten.
Weiterführende Informationen:
Rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen ca. ebenso viele Kinder und junge Menschen im Alter von 3 bis 19 Jahren im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Wunsiedel. Die Einrichtung bietet Heilpädagogische Tagesgruppen, einen psychologischen, sozial- und heilpädagogischen Fachdienst, ein differenziertes stationäres und teilstationäres Angebot sowie flexible ambulante Hilfen und eine Frühförderstelle.