Wer mag sie nicht – Schokobons. Aber muss wirklich jeder einzelne in Plastik verpackt sein? Inzwischen ist die Plastik-Bilanz auf der Erde besorgniserregend: Allein in Deutschland fallen pro Kopf jährlich 38 Kilogramm Plastik an. Bis zu 30 Tonnen Plastikmüll landet jährlich in den Ozeanen – mit der Folge, dass eine Million Seevögel und 135.000 Meeressäuger sterben. Und das jährlich!
Ein globales Problem, das regional gelöst werden muss. Genau das wollte Sarah Bauer machen und eröffnete in Weiden den Unverpackt-Laden „Nackter Frosch“. Die Idee hat zu Beginn gezündet: Über eine Crowdfunding-Aktion sind 30.000 Euro zusammengekommen. Die Kunden sind bis zu einer Stunde Schlange gestanden. Doch jetzt muss der Laden nach eineinhalb Jahren schließen.
Jeder zehnte Laden muss schließen
Der „Nackter Frosch“ ist damit nicht allein. Nach OTV-Informationen stehen weitere Unverpacktläden in unserer Region vor dem Aus. 35 der 343 Geschäfte im Verband der Unverpacktläden mussten in Deutschland in diesem Jahr schließen – also etwa jeder zehnte.
Der Ökotrend scheint sich in Zeiten der Inflation und Sorge um galoppierende Gaspreise umzukehren. Vom Verband heißt es:
Aus Sicht des Verbandes sind die derzeitigen Entwicklungen weniger eine Krise der Unverpackt-Läden, sondern vielmehr eine Krise des stationären Einzelhandels: die Veränderung der Innenstädte mit viel Leerstand ist allerorten sichtbar. Außerdem führt die derzeit hohe Inflationsrate zu einer Kaufzurückhaltung der Kund:innen bei Lebensmitteln, was die Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel allgemein (Ausnahme: Discounter) sinken lässt. Die Unverpackt-Branche ist eine noch recht junge Branche. Und gerade junge Läden, die keine Überbrückungshilfen bekommen haben, weil sie noch keine Geschäftszahlen aus dem Vorjahr vorweisen konnten, haben und hatten es in der letzten Zeit zusätzlich schwer.
Nicol Winter vom Verband der Unverpackt-Läden
Der Verband rechnet damit, dass die derzeitige Krise der Branche eine vorübergehende ist. Auch Sarah Bauer wünscht sich einen Gesellschaftswandel. Denn sie ist sauer: Sie wollte helfen, die Welt besser zu machen – und ist jetzt insolvent. Sie fühlt sich von der Politik im Stich gelassen – und von den Weidenern. Zumindest teilweise.
Jetzt aber erst einmal muss sie mit dem Kapitel Unverpacktladen abschließen.
(mz)