„Stauffenberg – Mein Großvater war kein Attentäter“. Unter diesem Titel hat die Historikerin Sophie von Bechtolsheim ein Buch veröffentlicht. Sie ist eine Enkeltochter von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der im Juli 1944 gemeinsam mit Zeitgenossen einen Anschlag auf Hitler verübt hat. In ihrem Buch legt sie ihr Bild von ihrem Großvater dar, den sie über die Erzählungen von Familienmitgliedern kennen gelernt hat. Bahnbrechende neue historische Erkenntnisse werde man in ihrem Buch nicht finden, so Sophie von Bechtolsheim – aber einen sehr persönliche Perspektive auf den Mann Stauffenberg.
Die Enkeltochter hat sich entschieden ein Buch zu verfassen, nachdem im vergangenen Jahr eine Biografie über ihren Großvater veröffentlicht wurde, das die Persönlichkeit ihres Großvaters und damit auch die Geschehnisse um den 20. Juli 1944 umdeutete. Bechtolsheim war irritiert, dass das Buch im deutschsprachigen Raum fast durchweg positive Resonanz bekam.
In ihrem Buch erzählt sie auf bewusst subjektive Art und Weise von ihrem Großvater. Sie lässt den Leser – wie sie sagt – „Stauffenberg’schen Stallgeruch schnuppern“. Und will damit ein Stück weit das Bild gerade rücken. Oft höre man, Stauffenberg sei anfangs ein begeisterter Nazi gewesen. Dieser Aussage würde jeder seriöse Biograf widersprechen. Wann genau in seinem Kopf ein Umdenken statt gefunden habe, lässt sich aber schwer datieren, auch die Familienmitglieder selbst könnten das nicht sagen. Sicher ist, dass Stauffenberg ab 1943 aktiv an den Planungen eines Umsturzes teilgenommen hat. Vorbehalte hatte er wohl schon Jahre zuvor.
Sophie von Bechtolsheim war überwältigt von den vielen Besuchern bei ihrer Lesung in Ursensollen – und von der positiven Resonanz auf ihr Buch im Allgemeinen. Sie war sehr berührt von vielen Zuschriften von Lesern, die sich mit den eigenen Familien während der Zeit des NS-Regimes auseinandergesetzt haben.
(az)