Dass Ältere mit Jüngeren unter einem Dach zusammenwohnen ist in Deutschland eine Ausnahme: In nur 6% der Haushalte leben über 65-Jährige mit Jüngeren zusammen, so das Statistische Bundesamt im vergangenen Jahr. Dabei bringe das generationsübergreifende Wohnen viele Vorteile mit sich: Ältere und Jüngere können voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen, zum Beispiel beim Einkauf oder der Kinderbetreuung. So zumindest die Überzeugung eines Weidener Vereins, der ein Projekt zum Mehrgenerationenwohnen umsetzen will – doch dabei auf eine entscheidende Hürde stößt.
In dieses Weidener Grundstück setzt der Verein Calendula große Hoffnungen: Das ehemalige Turnerbundareal. Dieses will die Stadt als Wohngebiet entwickeln – und der Verein hofft nun, in diesem Rahmen dort seine Vision umsetzen zu können: Ein Wohnprojekt für alle Generationen, in dem Menschen verschiedenen Alters zusammen leben. Dabei soll die Begegnung und die gegenseitige Unterstützung aller im Haus lebenden Menschen im Vordergrund stehen, erklärt Sabine Schütte, 1. Vorsitzende des Vereins Calendula.
Bereits seit 2009 bemüht sich der Verein, in Weiden die Idee eines Mehrgenerationenhauses umzusetzen. Siegfried Götz, 2. Vereinsvorsitzender, ist überzeugt vom Konzept und den Vorteilen des generationsübergreifenden Wohnens: Man könne selbstständig aber trotzdem mit engen sozialen Kontakten leben, Jung und Alt können sich gegenseitig unterstützen. Er trage die Idee bereits seit den 80-er Jahren mit sich herum. Mitstreiter für seine Vision hat er in Weiden gefunden. Der Verein hat auch ein erarbeitetes Konzept und sogar einen Investor. Doch das Problem: Es findet sich kein Grundstück.
Beim Turnerbundgelände wird es nun spannend: In diesem Monat soll voraussichtlich darüber entschieden werden, welcher Investor den Zuschlag für das Gelände bekommt. Einen Architektenwettbewerb hat es bereits gegeben. Im Gewinnerentwurf ist ein Mehrgenerationenhaus im Zentrum der Siedlung geplant. Kann also vielleicht in diesem Zuge die Vision des Vereins umgesetzt werden? Das könne die Stadt nicht garantieren, so Bürgermeister Lothar Höher. Denn letztendlich hänge das vom Investor ab.
Fest steht, dass der Investor sich an die Vorgaben des Gewinnerentwurfs des Architektenwettbewerbs halten muss. Und der Verein gibt die Hoffnungen auf das Turnerbundareal noch nicht auf – denn auch die Baugenossenschaft Fides, die zur Zusammenarbeit mit dem Verein bereit ist, hat sich als Investor beworben. Doch grundsätzlich wäre der Verein auch zur Zusammenarbeit mit einem anderen Investor bereit, erklärt Sabine Schütte.
Der Verein habe auf jeden Fall keine Sorge, dass die 22 geplanten Wohnungen in dem Mehrgenerationenhaus nicht vergeben würden, so Siegfried Götz. Er sieht die alternative Wohnform des generationsübergreifenden Wohnens stark im Kommen – und auch für Weiden sei ein solches Projekt ein Gewinn.
(az)