Nicht erst seit der Corona-Pandemie ist Impfung ein Thema, das polarisiert. Diskussionen, wer denn nun Recht habe mit seinem Standpunkt zwischen Impfgegnern und Impfbefürwortern, hat es schon immer gegeben. Jetzt werden diese Diskussionen noch um eine Facette reicher, denn ab Herbst dieses Jahres soll ein Testlauf für Grippeimpfungen in der Apotheke starten. Vier Modellregionen wurden bislang ausgewählt. Mit der Oberpfalz soll jetzt noch eine fünfte dazu kommen.
In der Rosen Apotheke in Vohenstrauß arbeitet Martin Wolf, 1. Bezirksvorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands in der Oberpfalz. Wie viele seiner Kollegen ist er ab Herbst 2020 wahrscheinlich um ein Aufgabengebiet reicher: Denn in Apotheken soll gegen Grippe geimpft werden.
Keine gesundheitlichen Bedenken
Martin Wolf sei anfangs skeptisch gewesen, inzwischen stehe er dem Modellversuch aber positiv gegenüber. Am Ende des Tages gehe es schließlich um den Schutz und die Gesundheit von Menschen. Er sehe deshalb auch keine von vielen befürchtete Konkurrenzsituation zwischen Apothekern und Ärzten. Vielmehr denke er, dass man sich hier sehr gut ergänzen werde. Über die zusätzliche Möglichkeit Grippeimpfungen auch in Apotheken durchzuführen, könne man eine viel breitere Masse an Menschen erreichen. Auch gesundheitliche Bedenken sehe er keine. Zum einen würden die Apotheker extra von Ärzten intensiv geschult, zum anderen sei die Grippe-Impfung in der Regel relativ harmlos und verlaufe meist ohne größere Nebenwirkungen.
Niedrige Influenza-Impfrate
Von ärztlicher Seite werden die Grippe-Impfungen in Apotheken kritischer gesehen. Das eigentliche Problem, das es zu lösen gilt, sei nämlich ein ganz anderes. In einem Statement des Bayerischen Hausärzteverbands heißt es:
Die Ursache für die niedrige Influenza-Impfrate in Deutschland liegt nicht an der fehlenden Infrastruktur durch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland bzw. Bayern, sondern an der mangelnden Bereitschaft in der Bevölkerung, die vorhandenen Möglichkeiten zur Grippeimpfung in Anspruch zu nehmen. Daher würden wir uns eine stärkere Unterstützung in der öffentlichen Aufklärung und bei nachhaltigen Werbemaßnahmen durch die Politik wünschen.
Die angesprochene Grippeimpfrate liegt in Deutschland derzeit bei 35%. Angestrebt wird eine Quote von 75%.
(ac)