Schon am Sonntagmorgen stellte die Bayerische Grenzpolizei auf dem Autobahnparkplatz Ulrichsberg Nord der A 6 bei Waidhaus (Landkreis Neustadt/WN) sechs Iraker und drei Iraner in einem britischen Mercedes Sprinter in eingebauten Zwischenwänden fest. Tags darauf gegen 13.45 Uhr tauchte wiederum an gleicher Stelle, ein britisches Mietfahrzeug gleicher Bauart, ebenfalls mit eingebauten Zwischenwänden auf. Obwohl die Fahnder der Bundespolizeiinspektion Waidhaus sofort eine Fahndung nach dem Fahrer einleiteten, war dieser verschwunden – aus dem engen Versteck im versperrtem Fahrzeug krochen aus der Einstiegsklappe am Boden fünf junge Syrer.
Die Bayerische Grenzpolizei verhinderte in Zusammenarbeit mit Fahndern der Bundespolizeiinspektion Waidhaus am vergangenen Sonntagmorgen gegen 7 Uhr eine sehr professionell durchgeführte Einschleusung von insgesamt neun Personen von Tschechien nach Deutschland. Auch hier zeigte sich, wie menschenverachtend die Schleusermafia arbeitet.
Ein 38-jähriger Litauer mit Wohnsitz in Großbritannien hatte in seinem Mercedes Sprinter insgesamt neun Personen in eingebauten Zwischenwänden – mit Unter- und Oberabteil, die jeweils knapp 60 Zentimeter Tiefe hatten – transportiert. Die drei Iraner im Alter von 24 bis 35 Jahren, drei Iraker (28 bis 37 Jahre) und eine irakische Familie (35-jähriger Mann, seine 33-jährige irakische Frau mit ihrem achtjährigen Sohn) mussten ihre unmenschlich engen Verstecke durch eine Klappe mit 40 Zentimeter Durchmesser erreichen. In das obere Abteil gelangten sie durch eine weitere Klappe im Innenraum der doppelten Wand. Das Versteck hinter der doppelten Wand war so präpariert, dass es nur sehr schwer über den Laderaum entdeckt werden konnte. Es zeugte von einer guten, handwerklich professionalen Arbeit.
Sechs Personen konnten sich nicht ausweisen, drei Iraner legten totalgefälschte griechische Identitätskarten vor. Sämtliche Geschleuste waren bei der Kontrolle durch Beamten der Grenzpolizei im Begriff, ihr Versteck zu verlassen und aus dem Fahrzeug auszusteigen.
Ein 35-jähriger Iraner musste wegen gesundheitlicher Probleme in das Klinikum Weiden gebracht werden. Der 38-jährige litauische Schleuser hatte die Gruppe im rumänischen Timisoara in das Fahrzeug geladen und war für einen Schleuserlohn von 1000 Euro insgesamt zehn Stunden ohne Verpflegung und Pause Richtung Deutschland gefahren und wollte sie am ersten Autobahnparkplatz auf deutschem Gebiet „aussetzen“.
Beim polizeilichen „Abchecken“ wurde festgestellt, dass der Lkw keinen aktuellen Versicherungsschutz hat.
Die irakische Familie wurde an die Erstaufnahmeeinrichtung nach Regensburg geleitet, die restlichen sechs Männer nach Tschechien zurückgeschoben.
Der Schleuser aus Litauen, der bisher Pizzafahrer in Großbritannien war, wurde am Montag dem Haftrichter beim Amtsgericht Weiden vorgeführt, der Untersuchungshaftbefehl erließ.
Tags darauf, am Montagmittag gegen 13.45 Uhr stand der gleiche Typ Fahrzeug wiederum auf dem Autobahnparkplatz Ulrichsberg – Nord auf der A 6. Das Fahrzeug war versperrt und vom Fahrzeugführer war weit und breit nichts zu sehen. Fünf junge Männer aus Syrien waren aus ihrer engen Versteck aus einem wiederum britischen Mercedes Sprinter (Mietfahrzeug) aus einer Einstiegsklappe an der Unterseite des Fahrzeugs entstiegen. Sie waren ebenfalls von Rumänien aus nach Deutschland verbracht worden und mussten für die letzte Etappe der Schleusung 2000 Euro bezahlen. Bis zu 12 Stunden waren sie in ihrem engen Versteck und konnten ihre Notdurft lediglich in Getränkeflaschen entrichten. Der Minderjährige wurde einer Jugendeinrichtung zugeführt, die anderen vier Syrer leiteten die Beamten an die Ersthilfeeinrichtung nach Regensburg weiter. Vom bisher unbekannten Fahrer des britischen Fahrzeugs fehlt jede Spur. Die Ermittler der Waidhauser Bundespolizei haben die Recherchen aufgenommen. (Quelle: Bundespolizeiinspektion Waidhaus)