Heute gegen 1:10 Uhr befuhr eine Streife der Bundespolizei die A6 zwischen den Anschlussstellen Waidhaus und der Landesgrenze in Richtung Tschechien, als ihnen ein Pkw auf ihrer Fahrspur entgegen kam. Im Verlauf dessen, verursachte der Falschfahrer einen Verkehrsunfall mit einem Kleinlaster
Die Beamten versuchten den „Geisterfahrer“ durch Betätigen der Lichthupe auf seine Falschfahrt aufmerksam zu machen und ihn zum Anhalten zu bewegen. Der Fahrer reagierte aber nicht und fuhr mit rund 50 km/h auf der A6 in falscher Richtung unvermindert weiter. Kurz vor der Landesgrenze zu Tschechien konnten die Bundespolizisten ihr Fahrzeug wenden und auf der Fahrspur in Richtung Waidhaus parallel neben dem Geisterfahrer fahren, um ihn mit Licht- und Schallzeichen zum Anhalten zu bewegen, während sie über die Einsatzzentrale Unterstützungskräfte der örtlich zuständigen Verkehrspolizeiinspektion Weiden anforderten.
Kurz vor der Ausfahrt Waidhaus kam es dann zu einem Verkehrsunfall. Ein Klein-Lkw wollte einen 40-Tonner überholen und scherte dabei auf die linke Fahrspur aus. Als die beiden Fahrzeugfahrer den Falschfahrer bemerkten, versuchten sie noch nach rechts auf den Standstreifen auszuweichen. Der Pkw des Falschfahrers streifte beim Ausweichversuch den Klein-Lkw. Mit diesem Unfall war die Geisterfahrt beendet, so die Verkehrspolizeiinspektion Weiden. Verletzt wurde niemand.
Falschfahrer vermutlich unter Alkoholeinfluss
Beim Unfallverursacher handelte es sich um einen 19-jährigen vietnamesischen Staatsbürger mit Wohnsitz in Tschechien. Bei der Unfallaufnahme durch die Verkehrspolizeiinspektion Weiden stellten die Beamten den mutmaßlichen Grund für die Falschfahrt fest: Verdacht auf Alkoholkonsum. Nach Blutentnahme, Sicherstellung des Führerscheins und Anzeigenerstattung wegen eines Vergehens der Gefährdung des Straßenverkehrs, wurde er wieder an die Kollegen der Bundespolizeiinspektion Waidhaus überstellt, da er außerdem ohne Pass nach Deutschland eingereist war.
Dem Fahrzeugführer erwartet nun eine Strafanzeige der VPI Weiden wegen eines Vergehens der Gefährdung des Straßenverkehrs.
Einer zu dieser Zeit gering frequentierten A6 und der geringen Geschwindigkeit des Geisterfahrers ist es wohl zu verdanken, dass die Beteiligten hier mit dem Schrecken davonkamen und nur ein relativ geringer Sachschaden an den beteiligten Fahrzeugen von insgesamt 3.000 Euro zu beklagen war, berichtet die VPI Weiden.
Hintergrundinformationen der Verkehrspolizeiinspektion Weiden zum Thema „Falschfahrer“:
Wir subsumieren unter den Begriff „Falschfahrer“ definitionsgemäß alle Fahrten, bei denen sich Kraftfahrzeugführer oder Führer nicht motorisierter Fahrzeuge (z.B. auch Radfahrer) auf der Autobahn oder auf einer autobahnähnlichen Straße (mit baulich getrennten Richtungsfahrbahnen) entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung bewegen.
Studien belegen hier:
• Pro Jahr sind rund 1800 Falschfahrer/-innen auf deutschen Autobahnen unterwegs.
• Die Folge sind jährlich etwa 75 bis 80 – oft schwere – VU.
• Bei jedem sechsten Falschfahrer-VU kommt ein Verkehrsteilnehmer ums Leben.
• Bei etwa jedem dritten VU ist eine verletzte Person zu verzeichnen.
• Die meisten Falschfahrer/-innen fahren an unübersichtlichen Anschlussstellen, Rastanlagen oder am Beginn einer Autobahn in falscher Richtung auf.
• Überdurchschnittlich viele Falschfahrer/-innen sind über 65 Jahre alt. Diese sind meist tagsüber in falscher Richtung unterwegs.
• Wenn nachts Falschfahrer/-innen gemeldet werden, handelt es sich häufig um junge Autofahrer/-innen bis 25 Jahre.Folgende Hauptursachen für eine Falschfahrt lassen sich nach unserer Erfahrung feststellen:
– Überforderung (Orientierungsschwierigkeiten, mangelnde Routine, Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit durch Übermüdung, Verwirrtheit, Ärger, Stress)
– Alkoholisierung (und die damit verbundene verlangsamte Informationsverarbeitung, falsche Reaktion, nicht angepasste Geschwindigkeit und erhöhte Risikobereitschaft)
– bewusste Falschfahrten (Wenden auf der Fahrbahn, weil Ausfahrt verpasst wurde oder Ladung verloren ging o.ä.)Was raten wir den Verkehrsteilnehmer, wenn ein „Geisterfahrer“ in ihrem Streckenbereich gemeldet wird:
1. Verringern Sie Ihre Geschwindigkeit.
2. Schalten Sie die Warnblinkanlage an.
3. Fahren Sie auf dem äußeren rechten Fahrstreifen.
4. Überholen Sie nicht.
5. Halten Sie ausreichend Abstand zum Vordermann.
6. Wenn Sie sich unsicher fühlen, fahren Sie gegebenenfalls den nächsten Parkplatz an oder nutzen Sie die nächstgelegene Abfahrt.
7. Behalten Sie den Seitenstreifen im Auge, um notfalls auf diesen ausweichen zu können.
8. Hören Sie aufmerksam den Verkehrsfunk, um zu erfahren, wann die Gefahr vorüber ist.Falschfahrerstatistik 2019 (2018):
Im Verlauf des Kalenderjahres 2019 wurden im Freistaat Bayern insgesamt 335 Falschfahrten auf Bundesautobahnen gemeldet (2018: 285; +17,5 %), wobei 51 Falschfahrer sowie 21 Falschfahrerinnen gestellt werden konnten (2018: 49 bzw. 21). Der Anteil von gestellten Falschfahrern/-innen an allen gemeldeten Falschfahrten betrug dabei 21,5 % (2018: 24,6 %). In fünf Fällen (2018: fünf; 0,0 %) standen die Akteure unter Alkoholeinfluss. Als Folge der Falschfahrten kam es 2019 auf den Bundesautobahnen zu insgesamt 14 Verkehrsunfällen (2018: 15; -6,7 %), wobei vier Verkehrsteilnehmer getötet (2018: vier; 0,0 %) sowie 19 (2018: 22; -13,6 %) verletzt wurden.
Im Bereich der Verkehrspolizeiinspektion Weiden wurden 2019 lediglich 5 (2018:5) Falschfahrermeldungen registriert, davon 2 (2018: 1) auf der BAB A 6 und 3 (2018:4) auf der A 93. Die Falschfahrten führten in 2019 und 2018 zu keinen Verkehrsunfällen.
(Quelle: Pressemitteilung VPI Weiden)
(vl)