Antisemitismus ist kein Phänomen von gestern. Das ist für die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Weiden traurige Wahrheit. Sie hat am Sonntag ihre jährliche Gedenkfeier für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus organisiert – im Gedenken an die 55 Weidener Bürger, die am 9. November 1938 ermordet wurden.
In der Konrad-Adenauer-Anlage haben sich anlässlich der Reichspogromnacht Menschen zu einer Andacht für die Opfer des Nationalsozialismus versammelt. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Weiden organisiert diese jährliche Gedenkfeier bereits seit 1989. Damals hat sie den Gedenkstein in der Konrad-Adenauer-Anlage aufgestellt. 34 jüdischen Opfer auf den Stein wurden damals vermerkt, inzwischen spricht die Gesellschaft aufgrund laufender Untersuchungen von 55 Ermordeten.
Ein langjähriges Mitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ist Susanne Kempf. Sie betrachtet die aktuelle Entwicklung in Deutschland mit Sorge: Wegen des wachsenden Antisemitismus hat sie begleitend zur Gedenkfeier zur Aktion „Lichtermeer“ aufgerufen. Die Gesellschaft dürfe es sich nicht zu bequem in ihrer Erinnerungskultur machen, so Kempf. Sie ist als Politikwissenschaftlerin davon überzeugt, dass nur durch Bildung und Aufklärung etwas gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz getan werden könne. Susanne Kempf wünscht sich, dass die Aktion „Lichtermeer“ ein Auftakt für weitere Veranstaltungen mit demselben Ziel war: Sie hofft, dass sich ihr weitere Menschen mit Aktionen für mehr Toleranz und Respekt anschließen.
Die Gesellschaft freute sich über jeden Weidener, der erschienen war, auch wenn zur jährlichen Gedenkfeier meist das gleiche Publikum komme. In Weiden sollte trotzdem ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden – und gleichzeitig sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass solche Zeichen ohne aktiv zu werden nichts bringen.(az)