Mehrere hunderttausend Jahre – so lang werden die atomaren Abfälle aus der Kernstromerzeugung in Deutschland weiter strahlen. Es geht um 1.900 Behälter mit 27.000 Kubikmetern hochradioaktiven Abfällen. Aktuell läuft deshalb die Suche nach einem sicheren Endlager. Auch weite Teile Bayerns und der Oberpfalz kommen dafür in Frage, wie aus einem ersten Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung hervorgeht. Politiker und Aktivisten verfolgen den Prozess wachsam.
Dass der Oberpfälzer Granit als potenzielles Endlager in Frage kommt, sei keine Überraschung, da sind sich viele Bürger und Politiker aus der Region einig. Die Bürgerinitiative gegen atomare Anlagen Weiden-Neustadt ist vorbereitet: Für die Aktivisten war von vornherein klar, dass sie des Suchprozess kritisch begleiten würden.
Die Veröffentlichung des Zwischenberichts sollte gleichzeitig der Startschuss für die Bürgerbeiteilung sein. Bürgerbeteiligung – das ist das Stichwort für die BI. Vorstandsmitglied Hilde Lindner-Hausner kritisiert: Eine wirkliche Beteiligung der Öffentlichkeit gebe es nicht. In Kassel solle es zwar mehrere Informationsveranstaltungen für Interessierte geben, die erste schon Mitte Oktober. Diese ist jedoch auf 250 Teilnehmer beschränkt. Zum Großteil soll sie online ablaufen. Als Öffentlichkeitsbeteiligung könne das nicht gelten. Außerdem sei nicht klar, ob die Ergebnisse der Regionalkonferenz überhaupt angemessen berücksichtigt werden, so Kritiker.
Schutz der Bevölkerung müsse garantiert sein
Wie gut die Bürgerbeiteilung umgesetzt werden kann, da zeigt sich auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber skeptisch, besonders unter den Vorzeichen einer laufenden Pandemie. Er werde in Sachen Sicherheit keine Kompromisse akzeptieren. Sollte nicht allein durch die geologischen Gegebenheiten ein ausreichender Schutz für die Bevölkerung garantiert sein, sei ein Endlager in Bayern nicht akzeptabel, so die Position der bayerischen Regierung. Technische Nachbesserung schließe die Koalition aus.
Oberpfälzer Granitvorkommen sei nicht geeignet
In den nächsten Schritten wird die Bundesgesellschaft für Endlagerung nach und nach Gebiete ausschließen und andere für eine übertägige Untersuchung vorschlagen. Anschließend entscheidet der Gesetzgeber, welche Standorte oberirdisch untersucht werden. Für den Oberpfälzer Bundestagsabgeordneten Uli Grötsch sei klar, wie seine Aufgabe in den nächsten Jahren aussehen wird: Er wolle im Bundestag deutlich machen, dass die Oberpfälzer Granitvorkommen nicht geeignet seien, um ein atomares Endlager zu betreiben.
Der Zwischenbericht ist wohl der Anfang erbitterter Standortdiskussionen, bei denen niemand leicht nachgeben wird. Der Atommüll sei das schlimme Erbe der Fehlentscheidungen von zwei Generationen – das nun tausende nachfolgende Generationen tragen müssen. Davon sind zumindest die Weidener Aktivisten überzeugt.
Mehr Informationen zur Endlager-Suche sowie den Fachkonferenzen finden Sie hier.
(az)