Anrufen, einpacken, abholen. Click and Collect soll Einzelhändlern durch den Lockdown helfen.
Wochenlange Schließungen und hohe Umsatzeinbußen – der Einzelhandel kämpft in der Coronakrise ums Überleben. Seit vergangener Woche ist in Bayern das sogenannte „Click and Collect“ bzw. „Call and Collect“ erlaubt. Das heißt, Kunden können Ware telefonisch oder online bei ihrem lokalen Händler bestellen und anschließend in einem festen Zeitfenster abholen. So sollen zumindest wieder einzelne Verkäufe ermöglicht werden. Doch kann dieses Abholgeschäft Händler tatsächlich vor der Insolvenz retten?
Momentan klingelt beim Weidener Einzelhändler Tobias Sonna nicht die Ladentüre, sondern das Telefon, wenn er einen neuen Kunden hat. Einkaufen – zumindest abgesehen von den Dingen des täglichen Bedarfs – ist in der Pandemie momentan nur telefonisch oder über das Internet möglich. Das werde von den Kunden auch genutzt, erzählt Tobias Sonna, Einzelhändler aus Weiden. In hinteren Teil seines Haushaltswarengeschäfts sind Körbe mit bestellter Ware aufgereiht und warten auf ihre Abholer. Trotzdem: Click and Collect bringe weniger als 10% des regulären Umsatzes, betont Sonna. Ein Problem, das Händler in ganz Bayern haben, so der Handelsverband Bayern. Den Umsatz eines geöffneten Geschäftes könne das nicht ansatzweise kompensieren.
Momentan zähle zwar jeder Euro, der eingenommen werden könne, so Pressesprecher des Bayerischen Handelsverbandes Bernd Ohlmann gegenüber OTV. Der heilige Gral in der Krise sei Click and Collect aber nicht. Besonders, weil sich das Abholgeschäft nicht für alle Branchen gut eigne, erklärt Ohlmann. Insbesondere beratungsintensive Geschäfte wie zum Beispiel die der Modebranche leben davon, dass der Kunde im Laden schlendern und anprobieren kann. Ein Verkauf über das Telefon gestaltet sich da schwierig.
Tobias Sonna hat im Coronajahr auch einen kleinen Online-Shop eingerichtet – doch finanziell lohne sich dieser nicht. Die inzwischen zweite Ladenschließung macht dem Einzelhändler zu schaffen. Der Einzelhändler sei froh über jeden einzelnen Kundenauftrag. Finanzielle Corona-Hilfen seien bisher weder bei ihm noch bei seinen Weidener Einzelhandelskollegen angekommen. Doch Click and Collect wird wohl kein Geschäft vor der Insolvenz retten. (az)