Das Netzwerk Inklusion Tirschenreuth und das Projekt Wundernetz aus Amberg haben gemeinsam einen Thementag organisiert. Einen Tag lang stand der Gustav-von-Schlör-Saal unter dem Motto „Inklusion und Medien“. Verschiedene Vorträge, ein Workshop und eine Podiumsdiskussion drehten sich unter anderem um die Fragen, wie Menschen mit Behinderung Medien nutzen und wie sie in Print-, Onlinemedien und Fernsehen dargestellt werden.
Zu häufig folgten Medienberichte dabei unangebrachten Mustern, so die Ansicht von Andrea Schöne. Sie ist kleinwüchsig und arbeitet als freie Autorin für verschiedene Onlineportale. Journalisten würden oft einen mitleidigen oder übertrieben bewundernden Blick auf behinderte Menschen werfen. Dadurch werde das Bild transportiert, Menschen mit Behinderung könnten nicht glücklich sein oder kein normales Leben führen.
Die Medien hätten dabei eine besondere Verantwortung, denn viele nicht behinderte Menschen kommen in ihrem Alltag kaum mit Menschen mit Behinderung in Kontakt und bekommen nur durch Berichte eine Vorstellung vom Leben behinderter Menschen, so Andrea Schöne. Auch häufige Formulierungen wie „an den Rollstuhl gefesselt“ oder „an seiner Krankheit leiden“ seien nicht angebracht und würden oft ein falsches Bild vermitteln.
Ein positives Beispiel für Barrierefreiheit in den Medien stellte Christian Kneil von der Österreichischen Presse Agentur APA vor. Im Rahmen des Projektes „TopEasy“ veröffentlicht die Agentur pro Tag vier bis fünf Nachrichten in einfacher Sprache. Denn etwa 30 – 40% aller Erwachsenen tun sich schwer, komplexe Texte zu erfassen, so eine Studie der Uni Hamburg aus dem Jahr 2018. Zum Beispiel Menschen mit Lernschwierigkeiten oder gering Literarisierte Menschen. Medienangebote in einfacher Sprache helfen, jeden am Tagesgeschehen teilhaben zu lassen.
In der Region sei Barrierefreiheit in den Medien nur in Ansätzen vorhanden, so der Eindruck von Christina Ponader vom Netzwerk Inklusion Tirschenreuth. Sie wünscht sich, dass Barrierefreiheit und einfache Sprache mehr in den lokalen Qualitätsmedien verankert werden. Das sei enorm wichtig, um jedem die Möglichkeit zu geben, beim gesellschaftlichen Diskurs mitzureden – und letztendlich auch mitzuentscheiden. (az)