Sind Sie im Jahr 1964 geboren? Herzlichen Glückwunsch, dann waren Sie Teil des geburtenstärksten Jahrgangs in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Rund 1,4 Millionen Menschen kamen in diesem Jahr auf die Welt. Zum Vergleich: 2022 wurden nur rund 740.000 Menschen geboren, also nur etwa halb so viele. Die Generation der Babyboomer kommt nun langsam in das Alter, in dem sie in Rente geht. Und sie hinterlässt dabei eine riesige Lücke auf dem Arbeitsmarkt – auch bei uns in der Region.
„Tsunami kommt auf uns zu“
Zum Beispiel bei der K-Holding GmbH in Waldsassen, einer Unternehmensgruppe in der Bauindustrie: Diese hat vor rund 3 Jahren ein Ausbildungszentrum gebaut, um junge Menschen direkt vor Ort auszubilden und sich so für die Zukunft aufzustellen. Denn die Geschäftsführung hat erkannt, welche Herausforderung auf die Arbeitswelt zurollt: Millionen Menschen scheiden in den kommenden Jahren aus dem Arbeitsleben aus. „Wer das jetzt erst erkennt, ist ein bisschen spät dran. Wir beschäftigen uns bereits seit mehr als fünf Jahren mit diesem Thema“, erklärt Bernd Fürbringer, geschäftsführender Gesellschafter bei der K-Holding GmbH. „Da kommt quasi ein Tsunami auf uns zu.“
Babyboomer verabschieden sich
In den nächsten Jahren kommen die Babyboomer ins Rentenalter. Das bedeutet: Mehrere geburtenstarke Jahrgänge fehlen dann als wichtige Arbeitskräfte mit Know-How und Erfahrung. „In unserer Unternehmensgruppe werden in den kommenden fünf Jahren etwa zehn Prozent unserer Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Die sind schwer zu ersetzen, der Arbeitsmarkt ist leer.“ so Fürbringer.
Sorgen bei der IHK Nordoberpfalz
Dieses Problem gibt es nicht nur bei der K-Holding Unternehmensgruppe, wie Florian Rieder von der IHK Nordoberpfalz weiß. In Deutschland werden bis Mitte der 2030-er Jahre rund 13 Millionen Menschen in den Ruhestand gehen – viel mehr als junge Menschen nachkommen. „In der Nordoberpfalz werden wir bis 2035 rund 11.400 Menschen als Arbeitnehmer verlieren. Das macht uns große Sorgen, da wird schon jetzt einen großen demografischen Druck bei uns haben.“, erklärt Rieder. Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist jetzt schon ein Problem.
„Keine einfachen Lösungen“
Für Unternehmen stellt sich nun die Frage: Was tun? „Wir müssen die gesamte Klaviatur an Lösungsansätzen spielen“, so Rieder. „Das bedeutet, es müssen Teilzeitmodelle ermöglicht und die Frauenerwerbsquote erhöht werden. Auch Menschen mit Behinderung müssen mehr in den Arbeitsmarkt integriert werden. Und eine große Rolle werden auch zugewanderte Arbeitskräfte aus anderen Ländern spielen.“, zählt Rieder auf.
Nachwuchs dringend gesucht
Und natürlich sei es wichtig, ältere Menschen dazu zu bewegen, länger weiter zu arbeiten – wenn sie das wollen und können. Im Falle der Unternehmensgruppe K-Holding aus Waldsassen kommt das nicht in Frage: Die Arbeitnehmer sind nach Jahrzehnten körperlicher Arbeit auf dem Bau erschöpft. Deswegen setzt man hier stark darauf, Nachwuchs auszubilden – mit Erfolg. Bernd Fürbringer blickt deswegen trotz der düsteren Aussichten optimistisch in die Zukunft. „Wir haben die Zeichen der Zeit erkannt und darauf reagiert.“, erklärt er. Frühe Vorbereitung in den Unternehmen zahlen sich also aus – das heißt aber auch: Der Kampf um die Fach- und Arbeitskräfte wird in Zukunft wohl noch härter geführt werden, als jetzt schon.
(az)