Wir sind mitten in der Karwoche. Der Höhepunkt der Fastenzeit der christlichen Kirchen. Ein Begleiter durch die Fastenzeit ist alle zwei Jahre das ökumenische Hungertuch von Misereor und Brot für die Welt. In diesem Jahr gibt es ein Neues.
Es basiert auf einem Röntgenbild. Es geht um Verletzlichkeit und Heilung und um den Mut, aufzustehen. Trotz allem! Misereor erklärt dazu: „Das Hungertuch ist zentraler Bestandteil der Misereor-Fastenaktion.“ Alle zwei Jahre gestaltet ein Künstler ein neues Kunstwerk. In diesem Jahr stellte die Chilenin Lilian Moreno Sánchez das neue Hungertuch für 2020/2021 vor. Unter dem Titel „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ entstand das Werk zu Beginn der Corona-Pandemie. Basis des Bildes ist eine Röntgenaufnahme, die den gebrochenen Fuß eines Menschen zeigt, der in Santiago de Chile bei Demonstrationen gegen soziale Ungleichheit durch die Staatsgewalt verletzt worden ist.
Aufruf zur Nächstenliebe und Solidarität
Das Kunstwerk ist auf drei mit Bettwäsche bespannten Keilrahmen entstanden. Der Stoff ist nicht glatt und makellos, graue Flecken mit Straßenstaub vom Ort der Proteste in Chile und Falten überziehen ihn. Er ist vielfach übereinandergelegt, an Schnittmuster
erinnernd, auseinanderklaffend wie verletzte Haut und mit goldenem Zickzack wieder zusammengenäht, um Heilung zu ermöglichen. Die Botschaft dahinter: Inmitten der ersten globalen Pandemie dieses Jahrtausends, die soziale Ungleichheiten aufgedeckt und verschärft hat, sollten wir uns auf Nächstenliebe und Solidarität berufen und die Kraft des Wandels begreifen.
Nutzen wir das Fenster, das sich gerade öffnet, den „weiten Raum“, der sich auftut, um den Blick hin zu neuen Perspektiven und der Idee des Wandels zu öffnen. Eine andere Welt ist möglich.
Misereor und Brot für die Welt setzen mit diesem Hungertuch ein Zeichen für die Ökumene: Gemeinden beider Konfessionen nutzen das Bild und machen Mut, weiter an der Einen Welt zu bauen. (gb)