Die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern steht vor einem tiefgreifenden Wandel: angesichts sinkender Mitgliederzahlen und wachsender Herausforderungen berät die Landessynode derzeit über weitreichende Reformen. Im Amberger Congress Centrum haben sich 108 Parlamentsmitglieder zur Herbsttagung versammelt, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Schrumpfende Mitgliederzahlen und ihre Folgen
Mit rund 2,1 Millionen Gläubigen gehört die evangelische Kirche zu den großen Glaubensgemeinschaften Bayerns. Doch diese Zahl sinkt stetig: In den vergangenen zehn Jahren verlor die Landeskirche etwa 300.000 Mitglieder. Für die kommenden 15 Jahre rechnet die Kirche sogar mit einer Halbierung ihrer Mitgliederzahl. Dieser Trend hat auch finanzielle Konsequenzen. Zwar erwirtschaftet die Kirche einen Großteil ihres knapp eine Milliarde Euro schweren Haushalts durch Kirchensteuern, doch die sinkenden Einnahmen setzen sie zunehmend unter Druck. „Das was wir vorher mit vielen Mitteln machen konnten, können wir mit weniger Mitteln nicht mehr in dem Umfang machen“, erklärt Landesbischof Christian Kopp.
Um diesen Entwicklungen zu begegnen, plant die Kirche einen umfassenden Transformationsprozess. Im Fokus steht nicht nur die finanzielle Stabilität, sondern auch eine inhaltliche und strukturelle Neuausrichtung. Ein zentraler Punkt der Diskussionen ist die Umstrukturierung der Synode selbst. Diese soll moderner und flexibler gestaltet werden, weniger aus Sparzwang, sondern um effizienter arbeiten zu können. Ein Vorschlag sieht vor, die 108 Mitglieder der Synode auf 60 zu reduzieren – sie sollen nicht mehr nach Kirchenkreisen gewählt werden, sondern nach 10 diversen Regionen. So möchte die Kirche erreichen, dass Synodalmitglieder stärker zusammenarbeiten, statt sich auf ihren Kreis zu fokussieren.
Stärkung des Ehrenamts und neue Angebote
Auch die Bürger sollen von den geplanten Neuerungen profitieren. Die Kirche möchte sich verstärkt für lokales Engagement öffnen und innovative Aktivitäten fördern. Mit der Plattform ganzhier.de will sie künftig einen Überblick über ihre Angebote schaffen und mehr Menschen für ihre Aktivitäten begeistern. Die Beratungen der Synode in Amberg markieren den Beginn eines grundlegenden Wandels. Sicher ist: Die evangelische Kirche in Bayern wird sich anpassen und auf einiges verzichten müssen, um zukunftsfähig zu bleiben.
(sb)