Grafenwöhr

Bürger und US-Armee erinnern gemeinsam an Bombenangriff vor 80 Jahren

Der Weiße Sonntag im Jahr 1945 wird für die Grafenwöhrer ein schwarzer Tag: An diesem 8. April geht ein Bombenregen auf die Stadt nieder. Hunderte Kampfflugzeuge des Typs B17 fliegen über die Stadt und werfen tonnenweise Brand- und Sprengbomben ab. Die Soldaten der US-Armee nehmen Grafenwöhr wenige Tage später ein.

Zeitzeugen erinnern sich

Zum 80. Jahrestag des Bombenangriffes hat die Stadt daran mit einem Vortrag im Kultur- und Militärmuseum erinnert. Mit dabei sind Anton Wittmann und Hans Heindl, die die Angriffe am 5. und 8. April 1945 als Kinder miterlebt haben. Die beiden Männer – damals vier und sechs Jahre alt – können sich mit ihren Familienangehörigen in Kellerräumen verstecken Die Fotos der Zerstörung nochmal zu sehen, geht den Zeitzeugen nahe. „Es ist berührend“, erzählt Anton Wittmann. Er erinnert sich: „Überall waren Leute und es ist geschrien und gerannt worden.“ Auch Hans Heindl erinnert sich an seine Eindrücke als sechsjähriger Bub. „Wir haben gemerkt, wie es vibriert und kracht. Aber wir waren im Keller relativ sicher.“

800 Tonnen Bomben über Grafenwöhr abgeworfen

Das ist das Glück für die beiden Jungen und ihre Familien. Sie alle überleben. Als sie aus den Kellern wieder heraufsteigen, offenbart sich ihnen ein Bild der Zerstörung. Mindestens hundert Menschen verlieren bei den beiden Bombenangriffen ihr Leben. Wie viele weitere Wehrmachtssoldaten an diesen beiden Tagen ums Leben kommen, könne heute gar nicht mehr festgestellt werden, so Autor Gerald Morgenstern. „Die Zerstörung war enorm“, erklärt er beim Vortrag im Museumsfoyer. Die Amerikanische Armee sei nach den Bombenangriffen sehr zufrieden mit dem Einsatz gewesen, wie Dokumente belegen.

Vom Wehrmachtslager zum US-Truppenübungsplatz

Grafenwöhr ist bis in die dreißiger Jahre Heimat des deutlich kleineren Königlichen-Bayerischen Artillerie-Schießplatzes. Unter Adolf Hitler wird dieser zum Militärstandort mit 230 Quadratkilometern ausgebaut – also der heutigen Fläche. Schon damals war Grafenwöhr also ein wichtiger Militärstandort – und damit auch ein wichtiges Ziel für die Aliierten.

Mit dem Gedenken an die Bombenangriffe wollen die Stadtgemeinschaft und Vertreter der US-Armee auch daran erinnern, dass seit 80 Jahren Frieden herrscht. In Freundschaft zwischen Deutschen und US-Amerikanern. Das dürfe aber nicht als selbstverständlich hingenommen werden – Frieden sei eine Aufgabe, betont der Neustädter Landrat Andreas Meier. Den Menschen in Grafenwöhr ist klar: Sie glauben an die Freundschaft zwischen Bayern und US-Amerikanern – und wollen sich weiterhin dafür einsetzen.

(az)

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