Amberg

Hitzige Politik-Diskussion im ACC

Dieser Auftritt war Schwerstarbeit für Dr. Harald Schwartz. Landwirte berichteten im ACC über die Missstände in der Agrarpolitik, Handwerker über Fachkräftemangel und geringen Verdienst, ein Arzt über das kränkelnde Gesundheitssystem. Doch es sind nicht die politischen Inhalte, die Schwartz fordern. Gewiss waren unter den Zuschauern Menschen mit Sorgen und Nöten, aber eben auch viele AfD-Anhänger, Montagsdemonstranten, Verschwörungstheoretiker und Systemkritiker. Er wolle nicht aufhören, auch mit solchen Menschen ins Gespräch zu kommen, sagt Schwartz. Aber er gibt zu: Er hat lange mit sich gerungen, ob er wie die Freien Wähler kommt, oder ob er nicht wie fünf andere Parteien seine Teilnahme absagt. Denn eingeladen waren auch die AfD, die ein rechtsextremistischer Verdachtsfall ist, sowie DieBasis, die sich an Verschwörungserzählungen beteiligt Die Veranstalter kritisierten die Absagen vieler Parteien. So würden sie den anwesenden Parteien wie der AfD nur noch mehr Redezeit überlassen. Sie verteidigen die Teilnahme der AfD und von der Basis.

Fake News bestimmten Diskussion

Keine wählbare Partei sollte ausgeschlossen werden, sagt Stefan Schönberger. Der aber zugibt, manche Parteien wie etwa die Vegetarier-Partei nicht eingeladen zu haben. Und inhaltlich? Wenig Konkretes zu Lösungsansätzen für Landwirte, Handwerker oder Fernfahrer. Dafür Themen, die emotionalisieren. Anja Schadt macht sich auf dem Podium Sorgen um eine angebliche WHO-Richtlinie zur Frühsexualisierung von Kindern.

Harald Schwartz zeigt sich sichtlich irritiert von dem Thema und stellt klar: In Bayern werde es im Lehrplan weder an Schulen noch im Kindergarten Frühsexualisierung geben. Doch das Thema kocht immer wieder hoch, obwohl es den – in vielen Telegram-Kanälen aus dem Zusammenhang gerissenen Leitfaden – schon 13 Jahre lang gibt. Die Szene zeigt: Es ist ein schwieriges Publikum. Aber manche Diskussionsteilnehmer und Zuschauer bringen Lösungsansätze. Ein Reifenhändler fordert, seine Mitarbeiter noch zusätzlich auf Minijobbasis anstellen zu dürfen. Ein Arzt stellt die Vielzahl an Krankenkassen in Frage, die einen Großteil der Gelder im Gesundheitssystem an Verwaltungsstrukturen binden würde. Andere plädieren für eine Erhöhung des Mindestlohns. Ein bisschen konstruktiv war es dann also doch noch.

(mz)

Kommentar: Nur Verlierer bei der Diskussion im ACC
Von Michael Zeitler
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