Kommentar zum Tod von Papst Franziskus
OTV-Redakteur Michael Zeitler kommentiert den Tod von Papst Franziskus und seine letzte Osterbotschaft. Die Inhalte des Kommentars spiegeln die persönliche Meinung des Redakteurs wider.
Waren Sie auch in der Ostermesse? Die Kirchen an Ostern waren wie an Weihnachten rappelvoll, während unterm Jahr sich die Reihen lichten. Umso wichtiger sind die Inhalte in den Predigten an hohen Feiertagen.
Papst Franziskus hat in seiner Osterbotschaft einen Tag vor seinem Tod die Welt nochmal wachrütteln wollen. Denn: Die Welt rüstet auf. Unvorstellbare 2,4 Billionen Dollar steckten 2024 alle Länder global in Rüstungsgüter. Wer das skeptisch sieht, vertritt oft eine Außenseitermeinung. Doch Papst Franziskus forderte in seiner Osterbotschaft explizit zur Abrüstung auf – nur so sei Friede auf der Erde möglich. Er nahm die Kriege mit Sorge zur Kenntnis und zeigte dabei vor allem auf Konflikte, die fernab der westlichen Aufmerksamkeit für humanitäre Katastrophen sorgen – etwa im Jemen und im Sudan.
Papst wäscht Flüchtlingen die Füße
Genau das erwarte ich mir von einem Papst. Ich weiß, dass es bei dem Krieg in der Ukraine auch um die Verteidigung unserer christlichen Grundwerte geht und um unsere Freiheit. Aber von einem Kirchenoberhaupt will ich in einer immer undurchsichtigeren Welt einen Leitfaden haben, der sich an unseren Werten misst. Abrüstung mag naiv sein, aber es sind unsere Werte, es ist das, was wir an Ostern in der Kirche feiern.
Nächstenliebe hört auch nicht an Grenzen auf. 2016 hat Papst Franziskus in der Osterwoche elf Flüchtlingen die Füße gewaschen und geküsst, darunter auch Muslimen. Wir müssen Flüchtlingen nicht die Füße küssen, aber wir sollten sie auch nicht mit Füßen treten – ob verbal, politisch oder gar physisch. Nicht falsch verstehen: Es braucht eine ordentliche Migrationspolitik – damit Kommunen, damit die Gesellschaft, ja damit auch die Betroffenen die damit verbundenen Herausforderungen bewältigen können. Aber nie dürfen dabei unsere christlichen Werte wie Hilfsbereitschaft mit Füßen getreten werden.
Auch der nächste Papst muss diesen Weg fortsetzen: Uns aufzeigen, wo wir längst moralisch insolvent sind: beim Umgang mit Gottes Schöpfung, unserem Planeten. Beim Sozialneid. Beim Einteilen der Menschen in Gut und Böse. Dass diese Botschaften ankommen, war dem Papst kurz vor seinem Tod ganz offensichtlich noch ein Anliegen.
(mz)