
Mitterteich
Neues Schott-Logistiklager – wie geht es dem Industriestandort Oberpfalz?
Neue Mega-Lagerhalle in Mitterteich. Die Firma Schott hat das 30.000 Quadratmeter große Logistikzentrum jetzt eingeweiht. Sie soll dem Konzern dabei helfen, ihre Glasrohrprodukte künftig noch effizienter exportieren zu können.
30.000 Quadratmeter groß – 40 Millionen Euro teuer: das neue Otto Schott Logistikzentrum in Mitterteich ist ein regelrechtes Megaprojekt für die Kleinstadt. Künftig soll das Zentrum dem Konzern dabei helfen, ihre Produkte effizienter lagern und exportieren zu können. Zuvor hatte Schott etwa 20 kleinere Hallen in der Mitterteicher Umgebung angemietet. Höchste Zeit für eine Veränderung also – und jetzt konnte das neue Zentrum endlich eingeweiht werden.
„Die Spediteure müssen künftig nicht mehr alle auf das Kerngelände mitten in der Stadt fahren und dort verladen. Unterm Strich gewinnen damit die Anwohner, die Kunden und auch wir als Weltmarktführer“, berichtet Dr. Patrick Markschläger, der Leiter der „Business Unit Tubing“ in der Firma Schott. Tatsächlich stellt Schott mehr als die Hälfte der Glasrohre her, die weltweit in der Medizinindustrie verwendet werden. In Mitterteich ist die Firma der größte Arbeitgeber, mit rund 1.250 Stellen. Bürgermeister Stefan Grillmeier macht deutlich: „Schott gehört zu Mitterteich, und Mitterteich gehört zu Schott.“
Standorttreu trotz Herausforderungen
Diese Standorttreue kommt in einer Zeit, in der viele eine Abwanderung der Industrie aus Deutschland befürchten. Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung prophezeit tatsächlich, dass als Folge der Energiewende vor allem Teile der Schwerindustrie abwandern werden. In der Oberpfalz berichten mehr als die Hälfte der Stahl- und Elektrobetriebe: ihre Heimat habe sich als Wirtschaftsstandort in den letzten zwei Jahren deutlich verschlechtert. Energiekosten, Personalmangel, Umweltauflagen – die Unternehmen müssen viele Herausforderungen bewältigen.
Trotzdem könnte die Oberpfalz besser dastehen, als viele andere Regionen. Das Institut für Geografie der Universität München verortet den geografischen Mittelpunkt Europas in Flossenbürg. Wer aus der Oberpfalz also nach Europa exportiert, der könnte standorttechnisch kaum besser aufgestellt sein. Nicht allen Unternehmen reicht das – der Waldsassener Fahrradhersteller Ghost hat erst kürzlich seine Produktion in das Ausland verlegt. Die Oberpfälzer Wirtschaft scheint also zwiegespalten.
Und weshalb ist Schott ihrem Standort in Mitterteich so treu? Die örtliche Glasschmelze existiert dort schon seit mehr als 100 Jahren. Schott ist also mit Mitterteich gewachsen. Aber natürlich ist es nicht nur Nostalgie, die das Unternehmen an die Kleinstadt bindet. Tatsächlich haben Berechnungen der Firma immer wieder ergeben, dass Mitterteich einfach der beste Standort für das neue Logistikzentrum sei. Zwar hörte man bei der Einweihungsfeier immer mal wieder, man sei hier „Mitten in der Pampa“ – aber wenn man den Geografen vertraut, dann ist genau das Gegenteil der Fall.
(sb)