Internet-Zensur: Gefahren und wie es Desinformationen bestärkt

Das Zensur-Paradoxon und die Desinformation

Es gibt Länder auf der Welt, die bei der Zensur des Internets ganz vorne mit dabei sind. China zum Beispiel schränkt immer wieder den Zugang zu unter anderem Social-Media-Plattformen wie Facebook und X oder Google-Diensten ein. Dort gibt es die Great Firewall – das umfassendste und fortschrittlichste System der Internet-Zensur.

Bei der Zensur nehmen Länder und Institutionen an, sie tun der Bevölkerung etwas Gutes und schützen sie vor bösen Dingen, aber was sie oft schaffen, ist ein riesiges Informationsloch, das Menschen auf anderem Wege zu füllen versuchen. Dafür begeben sie sich an Orte im Internet, die weniger vertrauensvolle Informationen bieten.  Eine Studie hat sogar gezeigt, dass plötzliche Zensur den Zugang zu Informationen paradoxerweise erhöhen kann.

Ein Beispiel, was dieses Phänomen deutlich macht: China schränkt den Zugang zu VPNs ein. Denn mit VPNs könnten Nutzer versuchen, die Blockierung von Websites und Diensten zu umgehen, indem sie sich mit einem VPN-Server in einem anderen Land verbinden, in dem das Internet nicht zensiert wird. Denn die Regierung weiß genau, dass Nutzer ihre Informationen durch die Zensur auf anderem Wege, mit Hilfe eines VPNs suchen.

Zensur – Beispiele weltweit

Die Zensur in China haben wir bereits kurz angesprochen. Ein weiteres Beispiel ist die Türkei, wo die Regierung beschlossen hat, dass das Internet ihrer Meinung nach zu frei ist, und ebenfalls Zensur betreibt. Das Ergebnis? Die Leute wechseln zu ausländischen Informationsquellen.

Der Iran blockiert den Zugriff auf die sozialen Medien und andere internationale Websites. Das Land geht sogar so weit, dass Betreiber von Internetcafés Informationen über die Nutzer an die Regierung weitergeben müssen. Vor dem Besuch solcher Cafés muss sich ein Nutzer zudem erst registrieren.

Das krasseste Beispiel für Internetzensur ist Nordkorea, wo es lediglich ein Intranet gibt, das stark kontrolliert wird und nur Zugang zu staatlich genehmigten Inhalten zulässt. Lediglich eine ausgewählte Gruppe hat Zugang zum globalen Internet.

Deshalb ist die Beschränkung von Informationen gefährlich

Wenn die Leute denken, dass ihnen Informationen vorenthalten werden, vertrauen sie den offiziellen Kanälen nicht mehr. Das ist besonders gefährlich, weil transparente Kommunikation in jeder Krise unerlässlich ist. Dieses Misstrauen führt zu einer Blütezeit der Verschwörungstheorien, da die wenigsten überhaupt noch glauben, was sie von offizieller Seite her lesen und stattdessen auf alternative Informationsquellen setzen.

Desinformation und Phishing

Desinformationen fördern Cyberattacken wie Phishing. Wer kein Vertrauen mehr in Nachrichten und Informationen auf offiziellen Websites hat, fällt auch schneller auf gefälschte Phishing-Nachrichten herein, die für Propaganda und Desinformationen missbraucht werden können.

Phishing-Angriffe wollen darüber hinaus den Empfänger der Nachrichten auf gefälschte Webseiten locken, damit er Informationen von sich preisgibt, die die Betrüger dann stehlen können. Ziel von Phishing ist oft eine finanzielle Bereicherung, ob durch den Weiterverkauf von persönlichen Daten oder dem Verkauf von mangelhaften Produkten oder Dienstleistungen.

Um dem entgegenzuwirken ist ein gesundes Misstrauen unerlässlich, vor allem weil diese Phishing-Nachrichten durch künstliche Intelligenz (KI) immer überzeugender werden. Helfen können außerdem Cybersicherheitstools, die vor böswilligen Webseiten warnen. Manche Premium-VPN-Dienste bieten diesen nützlichen Schutz innerhalb ihrer Abos an.

Ein Plädoyer für einen offenen Zugang zu Informationen

Der offene Zugang zu Informationen ist wichtig, wie wir gesehen haben. Hier sind zusammenfassend einige Gründe für den offenen Zugang zu Informationen ohne Zensur:

Vielseitige Perspektiven:

Durch einen Zugang zu einer uneingeschränkten Auswahl an Informationen kannst du verschiedene Perspektiven sehen und diese vergleichen. Dies fördert das kritische Denken, da du gezwungen bist, Informationen und Behauptungen stetig zu hinterfragen und zu analysieren und sie nie als in Stein gemeißelt annimmst.

Gemeinschaft:

Globale Vernetzung und Zugang zu Informationen fördern eine globale Gemeinschaft, in der Erkenntnisse untereinander geteilt werden – im Prinzip die Grundidee des Internets. Dies kann Toleranz, Verständnis und Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg fördern. Eine Beschränkung des Informationszugangs führt hingegen zu einer Isolation und zum Stillstand hinsichtlich der Entwicklung einer Gemeinschaft.

Freie Meinungsäußerung:

Die freie Meinungsäußerung ist in den meisten Verfassungen auf der Welt fest verankert. Im deutschen Grundgesetz heißt es:

„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

Die Möglichkeit, Informationen frei zu teilen und zu diskutieren, ist ein mächtiges Mittel gegen Desinformation. Wenn viele unterschiedliche Stimmen verfügbar sind, ist es schwieriger, einzelne falsche Narrative zu verbreiten.

Bildung

Freier Zugang zu Informationen bedeutet auch, dass Bildungsmöglichkeiten für alle bestehen, also Open Access zu wissenschaftlichen Arbeiten, Studien und Bildungsmaterialien. Wird dieser Zugang– wie in totalitäre Regimen – eingeschränkt, oder die Regierung bestimmt, welche Informationen verfügbar sind, ist Bildung nicht frei, und das schadet einer Gesellschaft.

Innovation:

Ein freier Informationsfluss führt zu einem Austausch von Ideen, der Innovationen und kreative Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen anregt. Wenn Ideen frei zirkulieren, können sie von verschiedenen Seiten verbessert und weiterentwickelt werden.

(exb)

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