
Oberpfalz
SuedOstLink: Testergebnisse zum Pflugverfahren liegen vor
Das Ergebnis des Tests zum Pflugverfahren: Dieses Sonderverfahren ist für die Verlegung von Erdkabeln unter bestimmten Voraussetzungen anwendbar.
Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT hat die Ergebnisse eines Tests zum sogenannten Pflugverfahren, einer alternativen Technik zur Verlegung von Erdkabeln, veröffentlicht. Die Auswertung des Versuchs ergab: wo die örtlichen Gegebenheiten es zulassen, ist das Pflugverfahren als eines unter mehreren möglichen Sonderverfahren denkbar. Als Einschränkungen für den Einsatz des Pflugverfahrens haben sich durchnässte Böden, Flächen mit einer höheren Neigung sowie kurvige Trassenverläufe erwiesen. Das Verfahren wurde bei bindigen Böden mit mittlerem und ausgeprägtem Vermögen zur Wasserspeicherung getestet. Die Ergebnisse sind somit auch nur für diese Bedingungen aussagekräftig. Darüber hinaus bietet das Pflugverfahren bei Gestein, Mittelgebirgen, kreuzender Infrastruktur, Drainagen sowie weiteren entsprechenden Raumwiderständen keine zielführende Alternative. Wo der Pflug hingegen bei geeigneten Bedingungen konkret zum Einsatz kommen könnte, entscheidet sich in der Bauphase und hängt noch von der Marktverfügbarkeit ab. Voraussetzung für den Einsatz des Pflugverfahrens ist, dass dieser keinerlei Projektverzögerung nach sich zieht. Die Beschleunigung der Energiewende-Projekte hat für TenneT höchste Priorität.
Die Ergebnisse des Pflugversuchs im Einzelnen
• Mit Hilfe des Pflugverfahrens können die Schutzrohre und Erdkabel für SuedOstLink vor allem horizontal ausreichend genau verlegt werden, ohne dass es relevante Abweichungen vom geplanten bzw. im weiteren Genehmigungsverfahren beschlossenen Verlauf der Stromleitung gibt.
• Eine Analyse der Wärmeleitfähigkeit des Bodens rund um die verlegten Schutzrohre lässt außerdem darauf schließen, dass die Anwendung des Pflugverfahrens nicht zum Austrocknen des Bodens führen wird.
• Beim Einpflügen der Schutzrohre wurden Ober- und Unterböden nur sehr geringfügig vermischt; das ursprüngliche Bodengefüge blieb weitestgehend erhalten. Allerdings wurde im Bereich der Schutzrohre der Boden verdichtet.
• Bei durchnässtem Boden kann es beim Pflugverfahren zu erheblichen Flurschäden kommen und der Boden wird unter dem Gewicht der für das Pflügen eingesetzten Maschinen stark zusammengepresst.
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wird TenneT das Pflugverfahren im weiteren Genehmigungsprozess als Sonderverfahren vorschlagen. Ob und wo das Verfahren in der späteren Bauphase zum Einsatz kommt, bleibt jedoch offen, da es unabhängig von den Testergebnissen bei Gestein, kreuzender Infrastruktur, Drainagen sowie weiteren entsprechenden Raumwiderständen keine zielführende Alternative bietet. Zudem hängt die Anwendung des Pflugverfahrens von der Verfügbarkeit von Unternehmen zum Zeitpunkt des Baus ab, die die Geräte herstellen und bedienen können. Voraussetzung für den Einsatz des Pflugverfahrens ist des Weiteren, dass dieser keine Projektverzögerung nach sich zieht. Somit wird erst unmittelbar in der Bauphase ersichtlich werden, ob und gegebenenfalls wo das Pflugverfahren eingesetzt werden kann. Diese Entscheidung treffen schlussendlich die Baufirmen auf Basis ihrer Erfahrung und technischer Einschätzung vor Ort.
TenneT greift mit Pflugversuch Anregungen von Politik, Verbänden und Eigentümern auf
Den Test des Pflugverfahrens hatte TenneT in Zusammenarbeit mit der Walter Föckersperger GmbH bereits im Frühsommer 2021 auf einer Fläche nahe Wurmsham bei Landshut durchgeführt. Ziel des Versuches war es, herauszufinden, ob und unter welchen Bedingungen das Pflugverfahren bei der Höchstspannungs-Gleichstromleitung SuedOstLink in Bayern zum Einsatz kommen könnte. Der Fokus der nun abgeschlossenen Versuchsauswertung lag auf dem Einfluss des Höhenprofils, der Bodenverhältnisse sowie der Wetterbedingungen auf die Verlegegenauigkeit, die Bodenverdichtung und das Bodengefüge.
Das Standardverfahren bei TenneT für die Verlegung von Höchstspannungs-Gleichstromleitungen ist die sogenannte offene Bauweise. Hierbei werden zwei Kabelgräben ausgehoben, Schutzrohre hineingelegt und anschließend die Gräben wieder sorgfältig mit dem entnommenen Boden verfüllt. Danach werden Erdkabel in die Schutzrohre eingezogen und zu einer Leitung verbunden. Beim Pflugverfahren hingegen entfällt der Bodenaushub fast vollständig. Ein spezielles Pflugschwert verdrängt das Erdreich, während Schutzrohre und Hilfsmaterial über eine Verlegeeinrichtung auf die Sohle des so geformten Schlitzes gleiten. Der Verlegeschlitz und der Oberboden lassen sich anschließend vergleichsweise einfach verschließen und renaturieren. Für den Bau von Höchstspannungs-Gleichstromleitungen ist dieses Verfahren bisher noch nicht angewandt worden. Vertreter von Politik und Verbänden sowie Grundstückseigentümer hatten jedoch den Wunsch an TenneT herangetragen, das Pflugverfahren bei der Verlegung des SuedOstLink in Bayern zu nutzen.
(Pressemitteilung TenneT)