
Weiden: Rio-Prozess bringt Überraschung
Am 26. Verhandlungstag im sogenannten Rio-Prozess hat es eine kleine Überraschung gegeben. Der Vorsitzende Richter Markus Fillinger stieg erneut in die Beweisaufnahme ein. Nachdem es von Seiten des Hauptangeklagten Viktor C geheißen hatte, dass in Prag ein Zeuge ist, der ihn entlasten könnte, wurde dieser gesucht und gefunden. Dabei auch gleichzeitig verhaftet, weil gegen Milan Y. ein internationaler Haftbefehl vorlag. Bei der Befragung am Mittwochabend konnte dieser aber nichts Entlastendes erzählen. Am Tattag habe er sich nicht mit Viktor C getroffen. Damit wäre ein weiteres Alibi geplatzt.
Der Verteidiger von Viktor C. Jörg Sodan stellte letztendlich noch einen Antrag, der am Nachmittag behandelt wurde. Er hält seinen Mandanten nach wie vor für unschuldig und fordert deshalb seinen Freispruch.
Sicher ist, dass man am Landgericht Weiden auch am heutigen Verhandlungstag nicht schnell vorankam. Die Urteilssprüche gegen Viktor C und gegen die 4 anderen Angeklagten, werden am 5. oder am 12. Oktober erwartet.
Eine Chronik des Prozesses
Stand vom 25. Verhandlungstag
Das Kartenhaus des Hauptangeklagten im Rio-Prozess, Viktor C, stürzte am 25. Verhandlungstag gewaltig in sich zusammen. Am vergangenen Montag hatte er gefordert, dass sein IPhone überprüft werden soll. Dann könne man feststellen, dass er am Tattag in Tschechien war. Aber just zu diesem Zeitpunkt war sein Handy ausgeschaltet. Die Mutmaßung: Er hat es in Tschechien an einem Ort liegen lassen, in der Hoffnung, dass das Handy im Netz seine Spuren hinterlässt. Doch dazu hätte das Handy einschaltet sein müssen.
Die andere Forderung war, bei den tschechischen Behörden wegen seines Jaguars nachzufragen. Auch hier sei ersichtlich, dass er in Prag unterwegs gewesen sei. Doch auch das Fahrzeug wurde vom engmaschigen Verkehrsüberwachungssystem im Tatzeitraum kein einziges Mal erfasst. Dies sei nach Behördenangaben unmöglich, wenn er mit dem Auto unterwegs gewesen ist. Mit seiner Forderung war dem Angeklagten wahrscheinlich bewusst, dass die Daten 2 Jahre nach der Tat bereits gelöscht sind. Was er nicht wusste: Er war damals in einer anderen Sache verdächtig und sein Fahrzeug wurde deshalb über das Videosystem in Prag überwacht und erfasst. Laut Aufzeichnung war er rund 500 Mal mit seinem Fahrzeug innerhalb von 38 Tagen unterwegs. Im Zeitraum vom 18. März bis 15. April 2016 ist es nicht im Prager Kamerasystem aufgetaucht.
Der Zeitplan hätte eigentlich für heute die Plädoyers vorgesehen und in einer Woche das Urteil. Ob das am Freitag kommender Woche verkündet werden kann, bleibt abzuwarten. (tb)